Wien - Die Gäste sind weg, die Gastgeber gehen zu Bett. Gelüste kommen auf: "Es regte sich der totgeglaubte Wurm." Doch, leider: Sie ist "verschlafen wie die Langeweile", er dann auch: "Wie öde alles, mir wird übel." Sinneswandel ihrerseits: "He, Kuprijanov, he, ich liege, mach endlich, dass die Nacht obsiege." Doch da will er wieder nicht. So liegt sie "einsam, nackt und bloß" und dreht "die Finger in dem Moos". Also vergnügt auch er sich solitär: "Ich versteh nichts mehr."

"Ensemble für Städtebewohner"

Da behaupte noch einer, es gebe keine lebensnahen und witzigen Stoffe mehr im zeitgenössischen Musiktheater: Das Minidrama Kuprijanov und Natascha von Aleksandr Vvedenskij (1904-1941) jedenfalls ist so einer, das hat Christoph Coburger (Komposition und Regie) ganz richtig erkannt. Und auch umgesetzt hat es der Deutsche auf eine grundsätzlich nicht uninteressante Art und Weise:

Herr K und Frau N dialogisieren in der ersten Produktion des "Ensemble für Städtebewohner" (die ersten von insgesamt 16 Gruppen, die seitens der Stadt Wien im Zuge der Theaterreform eine Vierjahresförderung erhalten haben) ausschließlich auf instrumentale Art und Weise - vermittels Viola und Violine. Und sie interagieren auch solcherart, dass die Ferne der beiden Figuren, ihre Vereinigungsunfähigkeit klar vor Augen geführt wird:

Herr K (Sebastian Gottschick) ist lediglich als Filmprojektion präsent, mit welcher die reale Frau N (Ariadne Daskalakis) zu kommunizieren versucht. Das ist manchmal sehr poetisch und dann wieder sehr surreal und in jedem Fall handwerklich gut gemacht - über kurze Strecken jedoch veranschaulicht die Reduziertheit der künstlerischen Mittel die Monotonie der Monogamie fast zu überzeugend. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.11.2005)