Mordfall Hariri: Angeblicher Autobomben-Attentäter kann nicht fahren
Anwalt und Ermittler vermuten, das Bekennervideo sei eine Fälschung, um die Fahnder auf falsche Spur zu lenken
Redaktion
,
Damaskus - Der von den Hintermännern des Attentats auf
den früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri als
angeblicher Autobomben-Attentäter genannter Palästinenser Abu Addas
konnte nach Angaben eines engen Freundes nicht einmal Auto fahren.
Der syrische Menschenrechtsanwalt Haitham al-Maleh sagte der
Nachrichtenagentur dpa am Montagabend in Damaskus, dies habe ihm der
inzwischen in Syrien inhaftierte frühere Kollege und Freund von Abu
Addas, der Syrer Ziad Ramadan, berichtet.
Direkt nach dem Attentat, bei dem am 14. Februar in Beirut Hariri
und 22 weitere Menschen getötet worden waren, war ein Bekennervideo
aufgetaucht, in dem der im Libanon ansässige Palästinenser Abu Addas
behauptet, er sei ein Selbstmordattentäter, und plane, Hariri im
Auftrag einer Islamistengruppe zu töten. Terrorismus-Experten und
auch das internationale Ermittlerteam um den Deutschen Detlev Mehlis
beurteilen das Video als Fälschung, die von den Tätern fabriziert
wurde, um die Fahnder auf eine falsche Spur zu lenken. Die Ermittler
glauben, dass Abu Addas von den Verschwörern benutzt und später
vielleicht getötet wurde.
Der Anwalt Haitham al-Maleh erklärte, Ramadans Eltern hätten sich
vor drei Monaten bei ihm gemeldet, um zu organisieren, dass sich ihr
Sohn den Behörden stellt, ohne dass ihm Folter droht. Ramadan
erklärte damals, er sei unschuldig, und er sei auch überzeugt, dass
Abu Addas die Tat nicht verübt habe. Dieser sei ein einfacher Mensch
ohne politische Ambitionen gewesen.
Seit drei Monaten in Haft
Mehlis hatte Ramadan bei seinen Zeugenvernehmungen in Syrien nicht
zu sehen bekommen. Laut Al-Maleh sitzt Ramadan, gegen den offiziell
nichts vorliegt, seit drei Monaten in einer Haftanstalt des
Militärgeheimdienstes in Damaskus. Er sei in der Haft bisher nicht
misshandelt worden, betonte der Anwalt. Der Chef des
Militärgeheimdienstes ist Assef Shawkat, der Schwager von Präsident
Bashar al-Assad. Shawkat wird in dem Ermittlungsbericht, den Mehlis
vergangene Woche vorgelegt hatte, als Verdächtiger erwähnt. (APA/dpa)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.