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Seine Rekorde sind für die Ewigkeit, sein unnachahmlicher Torinstinkt legendär. An diesem Donnerstag wird Gerd Müller 60, doch im Gegensatz zum riesig gefeierten Ehrentag von Franz Beckenbauer im September verzichtet Müller auf große Empfänge. Wie es eben so seine Art ist. "Das ist nicht meine Welt. Ich brauche keine Gala. Für mich ist das ein Tag wie jeder andere", sagt Müller. Nur mit seiner Familie und Freunden will der vielleicht beste Stürmer aller Zeiten in seinem Münchner Lieblingslokal anstoßen.

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Die gebührende Anerkennung des Kaisers ist Müller aber sicher. "Alle unsere Erfolge wären ohne ihn nicht möglich gewesen. Ihm haben wir alles zu verdanken", sagte Beckenbauer über seinen Weggefährten, als der scheue Mann als Laudator bei dessen eigenen 60er überrascht hatte. Müller ließ immer lieber Tore sprechen. Viele davon. 68 Tore in 62 Länderspielen, 365 Tore in 427 Bundesliga-Spielen, 40 davon allein in der Saison 1971/72 - bis heute unerreichbare Quoten. 79 Tore in 64 Cup-Partien und 66 Tore in 74 Europacup-Matches sind weitere beeindruckende Eckdaten einer produktiven Knipser-Karriere.

Wie das geht? "Ich weiß es nicht. Das kannst du nicht lernen. Den Instinkt musst du haben. Schnell reagieren und beidfüßig schießen musst du können", sagt das Genie. Eine Rangliste der schönsten Treffer führt Müller nicht. In besonderer Erinnerung ist ihm aber das 3:2 im WM-Viertelfinale 1970 in Mexiko gegen England. "Das ich da noch rangekommen bin, hätte ich nicht gedacht." Keinen Zweifel gibt es aber über das wichtigste Tor. Das ist natürlich das Siegestor zum 2:1 im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande. Nach einer seiner unnachahmlichen Körperdrehungen "müllerte" er Rainer Bonhofs Zuspiel ins Netz.

Als Müller 1964 vom TSV Nördlingen nach München zum damaligen Zweitligisten FC Bayern kam sprach noch wenig für eine an Erfolgen so reiche Karriere. Als "Gewichtheber" wurde er von Tschik Cajkowski wegen seiner kräftigen Oberschenkel verspottet, später titulierte der Trainer seinen Liebling zärtlich als "kleines, dickes Müller". Als der 15 Jahre später seine Karriere in den USA ausklingen ließ und mit den Fort Lauderdale Strikers in der boomenden NASL kickte, hatte er alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. (Bild: der Siegestorschuss-Schuh aus dem '74er WM-Finale)

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Weltmeister 1974, Europameister 1972, je vier Mal deutscher Meister und Cupsieger, Weltcupsieger 1976, drei Mal Europacupsieger der Landesmeister, ein Mal Europacupsieger der Cupsieger, WM-Torschützenkönig 1970, sieben Mal Bundesliga-Torschützenkönig, Europas "Fußballer des Jahres" 1970 sowie Deutschlands "Fußballer des Jahres" 1967 und 1969 - eine hübsche Liste. Und zum 40. Geburtstag der Bundesliga wurde er 2003 zum herausragenden Spieler ihrer Geschichte gekürt.

(Bild: das Bayern-Team, das 1974 als erste deutsche Mannschaft den Europacup der Meister gewann. Stehend (v.l): Beckenbauer, Jensen, Zobel, Schwarzenbeck, Roth, Müller, Breitner, Hoeneß, Trainer Lattek,; Kniend (v.l.): Kapellmann, Dürnberger, Maier, Hansen.)

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Nach dem Ende der glanzvollen Karriere folgte ein Kampf gegen die Alkoholsucht. "Ich habe gelitten, sehr gelitten. Und ohne die Hilfe meiner Freunde hätte ich es wohl nicht geschafft", sagt Müller. Es waren die Ex-Kollegen vom FC Bayern, die ihm zur Seite standen. Von Uli Hoeneß zu einer Entziehungskur gedrängt, bekam er beim Rekordmeister eine neue Chance. Seit 1992 ist Müller Jugend- und Amateurcoach, seinen Vertrag hat er gerade bis 2010 verlängert. Danach soll Schluss sein, aber "ich werde schon jeden Tag hier vorbeikommen und gucken, was so passiert. Das ist doch hier meine Welt." (Bild: mit Giovane Elber bei der Eröffnung der Allianz-Arena) (APA/dpa/rob)

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