Wien - Auch nach Anklopfen herrschte Ruhe im Karton. Der Kokon-Erbauer, Christian Eisenberger, der schon ganze - wenn auch sehr kleine - Museen in Karton erdachte und realisierte, hatte sein Nest mitten auf der Freyung verlassen.
Vielleicht wurde das wohlgeformte und gut verklebte Papp-Kokon für eine belanglose Karton-Akkumulation gehalten, oder es erinnerte gar an eigene kindliche Höhlen- und Baumhaus-Bauversuche; jedenfalls schien sich am Montag Nachmittag an der temporären Installation niemand zu stören.
Eisenbergers Bauprojekt ist Teil der Ausstellung "WELT hoch N. Gesellschaft. Autismus. Kunst", kuratiert von eSel (Lorenz Seidler).
Der Ausstellungstitel steht für die unendlich vielen verschiedenen Möglichkeiten, die Welt wahrzunehmen. Autistische Menschen haben mitunter Schwierigkeiten, ihre individuellen Weltsichten auch zu kommunizieren.
Stellvertretend für die unendliche Vielzahl an Sichtweisen steht eine Handvoll künstlerischer Darstellungswelten: Im Sinne von Kommunikatoren wollen sie auf das Thema "Autismus" hinweisen, denn im Idealfall gelingt den KünstlerInnen genau das, was autistischen Menschen, zurückgezogen in ihre innere Gedankenwelt, große Mühen bereitet: Der expressive Ausdruck ihrer individuellen Weltbilder.
Projektteilnehmer sind neben Christian Eisenberger, Deutschbauer/Spring, Anja Manfredi, monochrom, Julia Zdarsky, CNTRCPY(tm), Oliver Hangl, elffriede, Clemens Kindermann, Victoria Coeln, mahony und UBERMORGEN.COM.
Die KünstlerInnen entwickelten Projekte, die in Form von Patenschaften "erworben" werden können. Der Erlös kommt der Österreichischen Autistenhilfe (aber auch den KünstlerInnen) zu Gute. (kafe)
"Welt hoch N"
Ausstellung noch bis Do., 3.11.
Öffnungszeiten Di. u. Mi. 11-19, Do, 11-17 Uhr
Reitersaal der Österr. Kontrollbank, 1., Strauchgasse 1
Abschluss-Soiree mit einer Auktion von Künstler-Editionen, dialogischer Lesung von Deutschbauer/Spring und Live-Zeichnen mit Elffriede am Do., 3.11., 19:30 Uhr