Berlin - Sie kritisierte den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und beklagte einen Mangel linker Akzente in dessen Regierungspolitik. Beides hat Andrea Nahles nicht geschadet. Jetzt soll die junge SPD-Linke sogar neue Partei-Generalsekretärin werden.

Bei der Bundestagswahl im September schaffte sie nach drei Jahren wieder den Sprung ins Parlament - über die Landesliste Rheinland-Pfalz. Bereits in den vergangenen Jahren behauptete sich die 35-jährige Literaturwissenschaftlerin mit dem strahlenden Lachen und der braunen Lockenmähne erfolgreich in der vorderen politischen Reihe - zu Lasten ihrer geplanten Dissertation über den historischen Roman.

Als Juso-Bundesvorsitzende von 1995 bis zur Bundestagswahl 1998 machte Nahles die SPD-Nachwuchsorganisation kampagnenfähig, ohne diese völlig nach links zu drängen. Als junge Abgeordnete profilierte sie sich mit Themen aus dem Bereich von Arbeit und Soziales. Die Schröder-Kritikerin forderte immer wieder eine Vermögenssteuer und Zahlungen der Betriebe für Ausbildungsplätze. Als erfolgreiche Gremien-Frau verschaffte sich Nahles ausreichend Rückhalt.

2002 verpasste sie den Wiedereinzug in den Bundestag, blieb aber im Parteivorstand und -präsidium - und übernahm die Führung einer Partei-Kommission zur Erarbeitung eines Konzepts für die Umwandlung der gesetzlichen Krankenversicherung in eine Bürgerversicherung. Geschickt agierend machte sie gegenüber SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt deutlich, wer in der Kommission die Federführung hat.

Im jüngsten Wahlkampf präsentierte Nahles einen Kreis von Experten als Unterstützer eines solchen Reformkonzeptes. Eine solche Bürgerversicherung soll alle Beschäftigten umfassen, Beiträge sollen auch erhoben werden auf Einnahmen aus Zins- und Kapitalerträgen.

In der SPD ist Nahles seit 1988. Karrierestationen waren die Jusos in Rheinland-Pfalz und die Kommunalpolitik. Nahles engagierte sich auch bei der Gewerkschaft IG Metall, bei der Umwelt-Organisation BUND und bei den Globalisierungskritikern von Attac. (dpa)