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Indische Polizei sperrt das Gebiet in Sarojini Nagar ab. Dort soll es die meisten Bombenopfer gegeben haben.

Foto: AP /Gurinder Osan

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Polizei Check-Point nahe Delhi.

Foto: REUTERS/ Amit Gupta
Neu Delhi - Nach der Anschlagsserie in der indischen Hauptstadt Neu Delhi mit mindestens 62 Toten und rund 210 Verletzten verfolgt die Polizei die Spur von zwei Verdächtigen. Die Ermittler fertigten ein Phantombild eines mutmaßlichen Attentäters an, wie die Zeitung "Asian Age" am Dienstag unter Berufung auf die Polizei berichtete. Es handle sich um einen etwa 20-jährigen Mann. Außerdem wurden Spuren eines besonderen Sprengstoffes gefunden, der unter Spezialisten gebräuchlich sei. Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh verdächtigte Pakistan der Verwicklung in die Anschläge. Der UNO-Sicherheitsrat in New York verurteilte die Anschlagsserie "scharf".

Laut Zeugen stieg der Verdächtige kurz vor der Explosion aus dem Bus aus, der Ziel einer der Anschläge sein sollte, wie das Blatt am Dienstag berichtete. Der Fahrer hatte die Tasche jedoch noch rechtzeitig auf die Straße geworfen und damit weiteres Blutvergießen verhindert. Das Phantombild stütze sich auf die Angaben eines Businsassen, der mit dem Gesuchten kurz gesprochen habe.

Bei den beiden anderen schweren Explosionen auf zwei belebten Märkten in Neu Delhi wurden laut Polizei ähnliche Taschen benutzt. Die Ermittler gingen außerdem Hinweisen eines Straßenhändlers auf dem Paharganj-Markt nach, der beobachtet habe, wie ein mutmaßlicher Attentäter einen Rikscha-Fahrer gebeten habe, auf seine Tasche aufzupassen. Ein Phantombild des Mannes sei in Arbeit. Rund ein Dutzend weitere Verdächtige wurden verhört.

Zeitzünder

Bei den Sprengstoffresten handelte es sich um Research Department Explosive (RDX), auch Hexogen genannt, wie die Ermittler mitteilten. RDX ist ein hochexplosiver, giftiger Sprengstoff, der während des Zweiten Weltkriegs in großen Mengen hergestellt wurde. Er wird immer noch eingesetzt. Zur Herstellung der brisanten Mischung sei in der Regel jedoch Expertenwissen erforderlich. Außerdem kamen den Angaben zufolge Zeitzünder bei den Anschlägen zum Einsatz. Der Chef der Anti-Terroreinheit von Neu Delhi, Karnail Singh, sagte, hinter den Anschlägen stecke möglicherweise eine einzige Gruppe.

Die rund 71.000 Polizisten in der Zehn-Millionen-Metropole erhielten am Montag von weiteren 2600 Sicherheitsleuten Unterstützung. Alle Zufahrtsstraßen von Neu Delhi wurden überwacht. Auf Flughäfen, Märkten und anderen öffentlichen Plätzen patrouillierten Soldaten und Polizisten. Trotz der Anschläge feierten die Menschen das hinduistische Lichterfest Diwali mit ausgiebigen Feuerwerken.

Singh sprach in einem Telefongespräch mit dem pakistanischen Staatschef Pervez Musharraf von einer möglichen Verwicklung Pakistans in die Anschlagsserie. Indien erwarte, dass Pakistan gegen Terrorismus vergehe, sagte Singh nach Angaben des Außenministeriums. Pakistan wies Singhs Äußerungen zurück.

Pakistanische Gruppen bestreiten Verwicklung

Pakistanische Terrorgruppen haben am Dienstag eine Verwicklung in die Bombenanschläge von Neu-Delhi bestritten. Ein Sprecher der Lashkar-e-Tayyaba, die von Experten als wahrscheinlichster Drahtzieher genannt wurde, wies die Anschuldigungen zurück. Seine Gruppe greife keine Zivilpersonen an, sagte der Sprecher telefonisch einer Nachrichtenagentur in Kaschmir. Bei den Anschlägen auf zwei Märkte und einen Bus in Neu-Delhi wurden am Samstag mindestens 59 Menschen getötet.

Ein Sprecher der verbotenen Organisation Jaish-e-Mohammed erklärte, Indien benutze die Anschläge für politische Zwecke. "Es gibt andere bewaffnete und ausgebildete Aufständische in Indien", sagte Hassan Burki. "Sie können solche Anschläge gegen Indien verüben." Die Jamiat-ul Ansar erklärte, ihre islamischen Kämpfer seien nicht in Indien aktiv. "Sie haben noch nie Anschläge in Indien verübt. Sie sind in Kaschmir beschäftigt", sagte Asim Farooq. Zu der Bombenserie bekannte sich die bisher wenig bekannte Gruppe Front für den Islamischen Aufstand. Experten hielten es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Organisation solche Anschläge ausführen könnte. Stattdessen richtete sich der Verdacht gegen die Lashkar-e-Tayyaba. (APA)