Nach der Rede kommen die Erklärungen. "Ahmadi-Nejads Äußerungen über Israel wurden nicht verstanden", hieß es in einer inoffiziellen Stellungnahme des Präsidentenamtes in Teheran, die den iranischen Medien zugespielt wurde. "Die Islamische Republik Iran fühlt sich an die Charta der Vereinten Nationen gebunden und hat nie Gewalt gegen ein anderes Land angewendet oder damit gedroht", hieß es in einer - nun offiziellen - Erklärung des iranischen Außenministeriums am Wochenende.

Der ehemalige iranische Präsident, Hashemi Rafsanjani, als Vorsitzender des Schlichtungsrates immer noch einer der einflussreichsten Machthaber im Land, versuchte auch beim Freitaggebet in Teheran den außenpolitischen Schaden, der durch die Äußerungen Ahmadi-Nejads zu erwarten war, zu begrenzen. "Wir haben großen Respekt vor dem jüdischen Glauben", sagte er. Der frühere iranische Parlamentspräsident, Akbar Nateghnori, einer der Führer der Konservativen, schränkte wiederum in demselben Freitagsgebet ein, der Iran sei nur gegen "zionistische Machtbestrebungen", nehme aber keine antijüdische Haltung ein.

"Diktat der Zionisten"

In der Stellungnahme des iranischen Außenministeriums, die sofort nach der Verurteilung der Israel-Rede Ahmadi-Nejads durch den UN-Sicherheitsrat im iranischen Fernsehen verlesen wurde, hieß es allerdings, der Text der UN-Erklärung sei vom zionistischen Regime diktiert worden, um dessen "Verbrechen" zu verstecken und ein verkehrtes Bild von der Realität wiederzugeben.

Ahmadi-Nejads Äußerungen fielen zu einer für den Iran sehr ungünstigen Zeit. Seit Wochen versucht Teheran, Unterstützung bei den blockfreien Ländern und auch bei Russland und China vor der nächste Sitzung der IAEO in Wien Ende November zu gewinnen. "Nun steht man vor einem Trümmerhaufen einer langen politischen Arbeit", meinte ein hoher Beamter im iranischen Außenministerium, der nicht namentlich genannt werden wollte, dem STANDARD gegenüber.

In Teheran wurde zudem bekannt, dass Ahmadi-Nejad drei Tage vor seiner Rede die als zu liberal geltenden iranischen Botschafter in London, Paris, Berlin und bei der UNO in Genf zurückberufen hatte. Offenbar sollten sie ersetzt werden. (DER STANDARD, Printausgabe 31.10./1.11.2005)