München - Der frühere Infineon-Chef Ulrich Schumacher hat die gegen ihn erhobenen Vorwurfs der Aktienschummelei zurückgewiesen. "Ich kann beweisen, dass alle Vorwürfe gegen mich haltlos sind", sagte er dem "Tagesspiegel" (Montag-Ausgabe). Unterdessen erwägen die ersten Kleinaktionäre nach den Ermittlungen bei Infineon rechtliche Schritte gegen den Konzern und Schumacher.

"Wir prüfen, ob hier Kleinanleger vorsätzlich sittenwidrig geschädigt wurden", sagte die Rechtsanwältin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dem Nachrichtenmagazin "Focus". Das könnte Schadenersatzansprüche nach sich ziehen.

Klage angekündigt

Schumacher kündigte laut "Tagesspiegel" eine Klage gegen seinen früheren Arbeitgeber an, sollte Infineon - wie angekündigt - die Auszahlung noch ausstehender Bezüge stoppen. "Ich habe kein Unrecht begangen. Meine Anwälte haben deshalb den Infineon-Aufsichtsratschef aufgefordert, seiner Zahlungsverpflichtung - es geht dabei um die Restzahlung meiner Vertragsansprüche - nachzukommen", sagte Schumacher. Den Vorwurf, er habe beim Börsengang mehr Aktien als erlaubt erhalten, wies Schumacher scharf zurück: "Ich habe in Absprache mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden - übrigens auch nach seiner ausdrücklichen Aufforderung - Infineon-Aktien gezeichnet. Und zwar so viele wie möglich, weil Siemens die Verbindung des Vorstands zum Unternehmen fördern wollte", sagte Schumacher dem "Tagesspiegel".

Dass ein Vorstandskollege im so genannten "Friends-and-Familiy"-Programm sein persönliches Kontingent nicht ausgeschöpft und treuhänderisch Aktien für Schumacher erworben habe, sei "auch nach Meinung von Aktienrechtlern nicht angreifbar". Auch seien die Aktien nicht innerhalb der Spekulationsfrist von einem Jahr verkauft oder Einnahmen nicht versteuert worden.

"Ich habe alle Einnahmen beim Verkauf eigener Aktien korrekt versteuert", sagte Schumacher. "Gegen mich wird in dieser Frage - anders als interessierte Kreise fälschlich behaupten - nicht ermittelt." Jeden Kauf und Verkauf von Infineon-Aktien habe er dem Aufsichtsratsvorsitzenden gemeldet. "Alle von mir gekauften Infineon-Aktien waren dem Aufsichtsratschef bekannt", sagte der Ex-Infineon-Chef.

Unterdessen suchten Gewerkschaften und Konzernführung am Sonntag weiter nach einem Kompromiss zur sozialen Abfederung der geplanten Schließung des Münchner Infineon-Werks. Wegen neu aufgetretener Differenzen zwischen Arbeitgeberseite und IG Metall waren die Sondierungsgespräche über die geplante Werksschließung in der Nacht auf Samstag ergebnislos unterbrochen worden. Wie Gewerkschaftssprecher Siegfried Hörmann am Sonntag mitteilte, sollten die Gespräche am Nachmittag fortgesetzt werden.

Dabei geht es nach Angaben des IG-Metall-Sprechers insbesondere um die Absicht von Infineon, die Abfindung für Arbeitnehmer, die länger als drei Monate einer Beschäftigungsgesellschaft angehören wollen, zu kürzen. Außerdem wolle die Arbeitgeberseite überraschend Urlaub, Feiertage und Sozialabgaben mit der Abfindung verrechnen. Dies bedeute unterm Strich, dass diesen Arbeitnehmern im Durchschnitt ein ganzes Monatsgehalt Abfindung verloren gehe, sagte Hörmann. (APA/AP)