Pjöngjang/Peking - Trotz großer Differenzen mit den USA hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il seine Zusage zur Abschaffung des Atomwaffenprogramms seines Landes bekräftigt. Bei Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao am Wochenende in Pjöngjang nannte Kim Jong Il die Vereinbarung in den Sechs-Parteien-Gesprächen vom September "mühsam erreicht und von positiver Bedeutung". Kim Jong Il dankte China für seine Vermittlungsbemühungen. Die Verhandlungen sollen um den 8. November in Peking fortgesetzt werden.

Zum Abschluss des dreitägigen Besuches von Hu Jintao verabschiedete der Militärführer den chinesischen Präsidenten am Sonntag persönlich am Flughafen. In der Delegation war Außenminister Li Zhaoxing, der sich vor der Reise noch mit seiner US-Amtskollegin Condoleezza Rice telefonisch abgestimmt hatte. Die Unterhändler Chinas und der USA, Li Bin und Christopher Hill, führten am Wochenende in Seoul getrennte Gespräche mit Südkoreas Regierung, wie die Vereinbarung bei der neuen Atomrunde umgesetzt werden kann.

Druck der USA

China steht unter Druck der USA, Nordkorea zu mehr Zugeständnissen zu bewegen. Nach südkoreanischen Presseberichten ist Nordkorea nicht einmal zur notwendigen Offenlegung seines Atomwaffenprogramms bereit, solange nicht der geforderte Leichtwasserreaktor geliefert ist. Darüber wollen die USA aber erst reden, wenn das Atomprogramm beseitigt ist. An den Sechser-Gesprächen nehmen Nordkorea, die USA, China, Südkorea, Japan und Russland teil.

Bei seinem ersten Besuch in Nordkorea seit seiner Amtsübernahme 2002 besuchte Hu Jintao mit Kim Jong Il eine Glasfabrik, die mit chinesischer Hilfe aufgebaut worden war, und traf Parlamentschef Kim Yong Nam, die Nummer Zwei in der Machthierarchie. Trotz des Hungers in dem verarmten und isolierten Nachbarland hoben Chinas Staatsmedien dessen "Errungenschaften" hervor. Gleichwohl warb Hu Jintao bei Kim Jong Il für einen ähnlichen marktwirtschaftlichen Reformweg, wie ihn China schon Ende der 70er Jahre erfolgreich eingeschlagen hat.

Das nordkoreanische Regime hatte 300.000 Menschen mobilisiert, um die Straßen zu säumen und Hu Jintao willkommen zu heißen. Es ist der erste Besuch eines chinesischen Präsidenten seit 2001, als sein Vorgänger Jiang Zemin in Pjöngjang war. Kim Jong Il hatte China 2000, 2001 und 2004 besucht, um sich ein Bild von den Reformen zu machen. Der Handel zwischen beiden Seiten hat sich in diesem Jahr weiter gesteigert. Nach 1,4 Milliarden US-Dollar (1,153 Mrd. Euro) im Vorjahr wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres schon 900 Millionen US-Dollar erreicht. (APA/dpa)