Lothar Höbelt

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STANDARD: Hat das BZÖ noch eine Chance?

Höbelt: Nein. Im Nachhinein ist man immer klüger – aber eigentlich war es 48 Stunden nach der Gründung tot. Es wurde kurios ungeschickt angefangen: ohne Gespräche mit den entscheidenden Landesobleuten. Außerdem: Ich sehe wirklich die Zielgruppe nicht. Und das, was strategisch möglich wäre, dass Haider völlig frei von allen Zwängen seinen Charme sprühen lässt, das verträgt sich schwer mit einer strikten Regierungslinie. Denn dass die Erzknittelfelder wie Haider und Uwe Scheuch mit dem Regierungsteam eine zugkräftige Linie entwickeln, das ist die eierlegende Wollmilchsau. Also war's eine Totgeburt.

STANDARD: Hätte eine Liste Haider Sinn?

Höbelt: Eine Haider-Partei hat mit Ausnahme Kärntens keinen Sinn. Das hat auch die Steiermark-Wahl gezeigt, wo das BZÖ die Wahrnehmungsschwelle nur in den Kärntner Grenzgebieten überwunden hat. Grundmandate halte ich auch in Kärnten für ausgeschlossen. Allerdings gilt die regionale Beschränkung auch für Heinz-Christian Strache, den Durchreißer von Wien wird's bundesweit nicht spielen.

STANDARD: Würde ein Personentausch für das BZÖ etwas ändern?

Höbelt: Überhaupt nicht. Ich mag Peter Westenthaler gern und fand es rührend, dass er das BZÖ in Wien unterstützt hat. Aber ich sehe das Milieu nicht, denn Westenthaler hätte im ostösterreichischen Milieu gepunktet – aber das erreicht eh der Strache. Wo beide Schwierigkeiten haben, ist das bürgerlich-nationale Milieu, weil hinter Strache eine gewisse Pol- Pot-Stimmung ist – jeder der lesen und schreiben kann, ist ein potenzieller Abweichler.

STANDARD: Was wird Haider machen?

Höbelt: Er wird bei der Nationalratswahl nicht antreten. Dann ist nur die Frage, ob die anderen antreten oder es still und leise sein lassen. Und bis dahin wird die Koalition als Schüssel-Alleinregierung weiter machen. (DER STANDARD, Print, 28.10.2005)