Wien - Als Kriterium für schwere körperliche Tätigkeit sollen laut Sozialministerin Ursula Haubner (B) bei der Schwerarbeiterregelung auch die Anzahl der verbrauchten Kalorien im jeweiligen Job herhalten. Die Messung wäre "möglich, aber aufwendig und teuer", sagte Prof. Dr. Christian Wolf, stellvertretender Leiter der klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin am AKH Wien, der APA. Außerdem seien belastende Faktoren wie Stress und Verantwortung nicht berücksichtigt.

Tabellen über den Kalorienverbrauch liegen zwar vor, allerdings aus den Siebzigern. "Damals gab es noch Berufe wie Heizer bei der Eisenbahn", so Wolf. "Wir wollen seit Jahren diese Zahlen aktualisieren und suchen einen Finanzier."

So funktioniert die Methode: Mit einer "tragbaren Spiroergometrie" wird der Sauerstoffverbrauch bei der Arbeit gemessen. "Früher waren die - nicht billigen - Geräte sehr groß, heute nur noch wie ein Walkman", erklärte der Experte. Über ein Mundstück wird die Atemluft aufgenommen, ein kleines Kästchen am Rücken der Person speichert die Daten, die Rückschlüsse auf den Kalorienverbrauch geben. "Sinnvoll wäre es natürlich, die jeweilige Tätigkeit während der Messung genau festzuhalten."

Teuer

Teuer ist die Eruierung der Werte auch wegen des personellen Aufwandes. Wolf: "Ein Arzt muss zuschauen und alles dokumentieren, eventuell sogar filmen." Die Dauer der Messung wäre unterschiedlich: "Das hängt vom Beruf ab. Ein Sanitäter verbraucht natürlich kaum Kalorien, wenn er auf den Einsatz wartet. Aber dann, wenn er zum Beispiel einen Patienten tragen muss, umso mehr."

Die vorhandenen Tabellen sind auf "den Standardmenschen bezogen, den es nicht gibt", erklärte der Mediziner. Politiker hätten gerne Zahlen, meinte Wolf. "Das können nur Durchschnittswerte sein. Je nach Größe, Alter, Körperbau und Gewicht unterscheidet sich der Kalorienverbrauch bei der selben Arbeit."

Der Kalorienverbrauch allein sei außerdem nicht ausschlaggebend. "Krankenpflege ist auch Schwerarbeit", betonte Wolf. Ein anderes Beispiel: "Wenn jemand die Nacht tippend vor dem Computer verbringt, weil er unter Zeitdruck eine Arbeit fertigstellen muss, bedingt das Verspannungen und Müdigkeit, aber einen bescheidenen Kalorienverbrauch. Belastende Faktoren wie Stress und Verantwortung lassen sich schwer messen." (APA)