"Mystery Train" von Elvis Presley - ein sonniges Original

Foto: Sun Records

Heute interessieren sich für Züge nur noch Sonderlinge. Die 50er-Jahre-Jugend hingegen konnte Fahrpläne aufsagen wie die Kids heute Eminem-Zeilen und verbrachte Nachmittage an unbeschrankten Bahnübergängen westdeutscher Kleinstädte wie Kassel.

Zudem bekamen die deutschen 50er-Jahre-Zugfans Unterstützung von den Coolsten der Coolen aus Amerika - dort verschwanden gar "Babies", Mädchen also, in Zügen, erfuhr man von Elvis Presley in Mystery Train. Und Johnny Cash berichtet im selben Jahr in Hey Porter über einen Einsamen, der in der Eisenbahn durch die Nacht fährt.

Wie hätten Cash, Elvis oder die deutsche 50er-Jahre-Jugend am Kasseler Bahndamm ahnen können, dass ein halbes Jahrhundert später Züge ein Ort für Rollkofferträger sind, deren Handys fortlaufend klingeln? Die Züge der DB, auch sie sind ja inzwischen "mystery trains", Geisterzüge. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.10.2005)