Foto: Christian Fischer
Wenn es ums Geld geht, hört für die meisten schnell der Spaß auf: Kredite, Sparmodelle, Anlagen, Vorsorge – Themen, mit denen frau sich oft nur ungern auseinandersetzt, weil mühsam, weil trocken, weil kompliziert. Dass Finanzplanung tatsächlich Spaß machen kann, versucht Vermögensberaterin Daniela Orlik in ihrem Beratungsinstitut mit Schwerpunkt Frauen zu vermitteln: Gemeinsam mit ihrem Team bietet sie seit 1997 das Finanzberatungs-Programm "Frauen und Geld" an. Davor hatte die Vermögensberaterin im "Institut Frauensache" Frauen in finanziellen Schwierigkeiten beraten – und dabei schnell den Bedarf an frauenspezifischer Geldberatung erkannt. "In den großen Geldinstituten lässt diese sehr oft zu wünschen übrig: Frauen werden zwar gerne als neue "Marketing-Zielscheibe" gesehen, aber aus Mangel an Zeit oder Interesse häufig an ihren Bedürfnissen vorbei informiert. Wir wollen Frauen dabei unterstützen, ihre Interessen gegenüber Banken und Versicherungen zu wahren und halten es für wichtig, Geldgeschäfte nicht allein Männern zu überlassen."

Neben speziellem Informationsbedarf hätten Frauen außerdem einen anderen Zugang zum männerdominierten Thema Geld: "Im Alltag können sie zwar meist besser mit Geld umgehen als Männer, aber für längerfristige Finanz- und Vorsorgeplanung fehlt ihnen oft das Selbstbewusstsein", erklärt Orlik. Während Männer finanziell eher kurzfristig und unbeständiger planten, eher gewinnorientiert, selbstbewusst und risikoreicher handelten, würden Frauen langfristig, beständig, sicherheits- und zielorientiert agieren, aber meist mit weniger Selbstvertrauen und geringer Risikobereitschaft. "Männer hören von einer einträglichen Sache, handeln sofort und überlegen dann, was sie mit dem Geld wollen. Frauen sind vorsichtiger, überlegen erst, was sie gerne hätten und dann, wie sie an das nötige Geld kommen. Risiko und Nutzen müssen in gutem Verhältnis zueinander stehen."

Vorträge und kostenlose Beratung

In speziell für Frauen konzipierten Vorträgen erklärt Daniela Orlik die Grundlagen der Finanzplanung. Für die individuelle Beratung brauche es neben Vertrauen vor allem Zeit – auf beiden Seiten, sagt die Vermögensberaterin: "Wer wirklich etwas an seinem Finanzverhalten ändern will, braucht viel Eigeninitiative. Wir zeigen den Frauen Wegweiser, begleiten sie, nehmen ihnen aber nicht jeden Schritt ab – sie sollen ja eigenständig und unabhängig für ihr Geld Sorge tragen."

In einem ersten Gespräch werden Problemfelder und Bedarf abgeklopft, ein Überblick über Finanzsituation, (Ein-)Spar- und Vorsorgemöglichkeiten geschaffen, eine Struktur in das eigene Geldverhalten gebracht. Bei einem zweiten Termin die kurz-mittel-langfristigen Schritte im Detail besprochen, eventuell ein Haushaltsplan erstellt. Die Beratungen sind kostenlos, die meisten Klientinnen kommen über Mundpropaganda - bunt gemischt, quer durch alle Berufs- und Familienstände. "Es macht uns Spaß, zu beobachten, wie Frauen beginnen, sich plötzlich für das Thema Finanzen zu interessieren – wenn sie den persönlichen Nutzen dahinter sehen, dann erscheint es ihnen auch nicht mehr so trocken-kapitalistisch."

<><>

Hinter dem Job als Finanzberaterin stecke nicht selten auch psychologische Arbeit, sagt Orlik, denn: "Alles, was mit Geld zu tun hat, hat immer auch einen psychologischen Aspekt: Geldsorgen beeinträchtigen das Wohlempfinden, ein überzogenes Konto belastet." Zu den häufigsten finanziellen Problemfaktoren von Frauen zählten finanzielle Benachteiligung in Job und Pension, mangelnde eigenständige Absicherung und Vorsorge sowie finanzielle Nachteile oder Verluste bei Trennungen, bei Alleinstehenden finanzielle Mehrbelastung. Entsprechend individuell sei auch die Beratung. Einen Ratschlag legt Daniela Orlik jedoch allen Frauen gleichermaßen ans Herz: "Jede Frau sollte dafür Sorge tragen, finanziell eigenständig und unabhängig zu sein – egal, ob verheiratet, geschieden, Single oder alleinerziehend."

Die Vermögensberaterin schöpft dabei auch aus eigener Erfahrung, ist sie doch vor vielen Jahren selbst in eine "klassische Falle" getappt, indem sie eine Bürgschaft mitunterschrieben hat, die später Bankprozesse und Pfändungen mit sich zog. Diese bitteren Erlebnisse haben sie bewogen, sich persönlich viel mit dem Thema Geld auseinander zu setzen und sie schließlich in ihren heutigen Beruf geführt, der sie nach wie vor schwer begeistert: "Geld ist so ein umfassendes Thema, da spielt Politik mit, wirtschaftliche Entwicklungen, all diese großen Zusammenhänge faszinieren mich."

ProGay - Beratung für LesBiSchwule Menschen

Aus dieser Begeisterung heraus entdeckt sie mit ihrem Team auch immer neue Aspekte in der Beratung. So bietet die Firma seit 2004 mit "ProGay" ein Finanz-Serviceprogramm für LesBiSchwule Menschen und PartnerInnenschaften an. "Dieses Programm ist aus dem "Frauen und Geld"-Projekt und der Beratung von Frauen-Paaren entstanden", erklärt Mitarbeiterin Elke Spitzer. "Dabei haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, passende Gesamtkonzepte zu entwickeln, welche trotz der ungünstigen heimischen Rechtslage die bestmögliche Absicherung für homosexuelle PartnerInnenschaften garantieren." Rechtliche Unterstützung erhalten die Beraterinnen durch die Zusammenarbeit mit renommierten JuristInnen. Das Angebot reicht vom Verfassen von Testamenten und PartnerInnenverträgen über die Gleichstellung bei Versicherungen bis zur Beratung bei gemeinsamem Wohnungskauf, gemeinsamen Konten und finanzieller Regelung im Fall der Trennung. "Dabei sind wir sehr darauf bedacht, dass sich unsere KlientInnen nicht outen müssen, wenn sie das nicht wollen."

Besonders großen Wert legt das Team von ProKonzept auf seine Unabhängigkeit, sagt Chefin Daniela Orlik: "Das macht es uns möglich, uns unbefangen dem Rechtssystem wie den großen Banken und Geldinstituten gegenüberzustellen. Wir müssen niemanden vertreten als die Interessen unserer KundInnen – das verleiht uns auch als kleines Institut eine gewisse Machtposition, in der frau einiges durchsetzen kann." (isa)