New York/Wien - Nach der unerklärlich eiligen Vergabe des 425-Mio.-Euro-Kredits der Bawag P.S.K. an den kurz darauf insolventen US-Broker Refco sowie dessen Ex-Chef Phillip Bennett hat jetzt die Spurensuche eingesetzt. Das Wall Street Journal will einen "Missing Link" entdeckt haben: Wolfgang Flöttl, den 50-jährigen Sohn des früheren Bawag-Chefs Walter Flöttl.

Flöttl jun., der mit Anne Eisenhower, der Enkelin des früheren US-Generals und Präsidenten Dwight D. Eisenhower, verheiratet ist und in New York lebt, sei als "Player" im Refco-Skandal aufgetaucht, schreibt das Journal. Dabei sei noch unklar, ob er in einer Haupt-oder Nebenrolle engagiert war. Flöttl selbst erklärt, er sei nur ein unbeteiligter früherer Refco-Kunde.

Handelsverluste

Ermittler suchen derzeit nach dem Ursprung der 430-Millionen-Dollar-Schulden, die Refco-Chef Bennet seinen Investoren vor dem Börsengang verschwieg und die schließlich zum Zusammenbruch von Refco führten. Diese Schulden sollen aus Handelsverlusten von Refco-Kunden schon in den späten 90er-Jahren stammen. Ross Capital, der auf den Bermudas beheimatete Investmentfonds von Flöttl jun., soll einer dieser Kunden gewesen sein.

Flöttl bestätigte, dass er über Refco gehandelt hatte, jedoch seien alle Verbindlichkeiten vollständig und zeitgerecht bezahlt worden. Refco habe Ross Capital von Anfang bis Ende der 90er-Jahre als Broker gedient. Er, Flöttl, habe bis 1994 im Auftrag der Bawag Handelsgeschäfte betrieben. Als diese "Karibikgeschäfte" - die alle profitabel gewesen sein sollen - bekannt wurden und auf Kritik stießen, wurden sie von der Bawag gestoppt. 1999 erwarb die Bawag dann zehn Prozent von Refco, die 2004 wieder verkauft wurde.

Bennett ruft an

Eine weitere Ösi-Connection ungeklärten Ausmaßes zwischen Refco und Bawag findet sich, wie vom STANDARD berichtet, in der Person von Thomas Hackl. Hackl war Leiter des Treasury der Bawag, ehe er 2000 bei Refco Chef des Asset Managements (globale Vermögensverwaltung) wurde. Nach eigenen Angaben hat Hackl Refco bereits im Dezember 2004 verlassen. Seither ist er als Fondsmanager in Genf tätig.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg erklärte Hackl Ende vergangener Woche, nichts mit dem Bawag-Kredit an Refco zu tun gehabt zu haben. Hingegen berichtet das Nachrichtenmagazin profil in seiner Montag erscheinenden Ausgabe, dass Hackl den telefonischen Kontakt zwischen Bawag-Vorstand Peter Nakowitz und Bennett am 5. Oktober hergestellt habe.

Hackl kündigte den Anruf an, der dann auch erfolgte. Am 9. Oktober wurde, wie berichtet, die Kreditvergabe beschlossen, am 10. Oktober das Geld wenige Stunden vor Bekanntwerden der Suspendierung Bennetts überwiesen. (red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.10.2005)