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Jeder wähnt sich als Gewinner: Bürgermeister Michael Häupl freut sich über einen Zuwachs von etwa zwei Prozent, Heinz-Christian Strache verliert zwar rund fünf Prozent, kann aber erleichtert sein, nicht wesentlich mehr verloren zu haben.

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Trotz Freibier wollte am Sonntagabend im SPÖ-Festzelt neben dem Burgtheater vor der Ankunft des Landesobmanns Michael Häupl keine rechte Stimmung aufkommen. Unter dicken Rauchschwaden und schwerem Bierdunst erschallte selbst bei der Verkündung des Ausbaus der absoluten SP-Mandatsmehrheit über das laufende Fernsehen nur verhaltender Applaus. Auch die übertragene Rede von FP-Chef Heinz-Christian Strache provozierte nur vereinzelte Pfiffe.

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Erst beim Einzug des SP-Stadtregierung mit Bürgermeister Häupl an der Spitze begann die Menge zu toben. Unter den Klängen der EM-Hymne "Forca" wurde der SP-Landeschef von einer Welle an "Michl-Rufen" in den Saal getragen. Es folgte der rhythmische Sprechchor "Hier regiert die SPÖ".

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Kämpferisch gab sich SP-Spitzenkandidat Michael Häupl in seiner Rede im SPÖ-Festzelt. "Der rote Oktober ist gelandet", summierte er die Wahlergebnisse der Steiermark, des Burgenlandes und Wiens. In Wien sei klar, dass die SPÖ in Zukunft weiter die Rolle in der Stadt spiele, "die wir uns ehrlich gesagt auch verdient haben", meinte Häupl und wurde etwas sentimental: "Es ist schon schön, einer solchen Partei vorzustehen zu können."

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Ab Montag gehe aber der Wahlkampf für eine "Regierung Gusenbauer" los, was die geschätzten 1.000 SP-Anhänger zu "Gusi-Rufen" an die Adresse des anwesenden SP-Bundesparteichefs provozierte. "Und wir alle versprechen, dass wir uns mit dem selben Fleiß und der selben Begeisterung in diese Auseinandersetzung stürzen werden", so Häupl.

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Für Wien kündigte der SP-Bürgermeister an, den Stadthaushalt "weiter in Ordnung" halten und eine Wachstumspolitik gegen den Neoliberalismus betreiben zu wollen. Er frage sich überhaupt, wo im Lande die Bundesregierung überhaupt noch eine Mehrheit habe, so Häupl rhetorisch.

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Aber auch die FPÖ werde man stellen: "Wir werden den blauen Hasspredigern eine Absage erteilen", versprach der SP-Landesobmann. "Wenn ich andere jubeln höre, die sechs Prozent verloren haben, dann lasst sie jubeln - es wird noch mehr für sie zu jubeln geben, als der Verlust von sechs Prozent", prophezeite Häupl.

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Die FPÖ hat am Sonntagabend ihren Parteichef Heinz-Christian Strache als Helden gefeiert. Zu den Klängen von Bonnie Tylers "Holding out for a hero" zog Strache in ein Lokal in der Nähe des Rathauses ein, in dem die FPÖ ihre Wahlparty feierte. Minutenlang skandierten seine Anhänger "H.C."- und "Strache, Strache"-Rufe. Begleitet wurde Strache in das zum Bersten volle Lokal von seiner Frau, die ihm überglücklich um den Hals fiel.

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Strache rief seinen Anhängern zu: "Die Wiedergeburt der FPÖ ist seit heute sichergestellt." Mit den 14,9 Prozent hätten die Wiener ein Signal gegeben, dass man ihre Probleme nicht unter den Teppich gekehrt werden dürften. "Die Menschen haben es satt, wenn sie von den verantwortlichen Politikern diffamiert werden, nur weil sie wollen, dass eine Politik für Österreicher gemacht wird", rief der Parteichef seinen Anhängern zu, die ihn dafür stürmisch feierten.

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Und Strache richtete für die Zukunft auch schon eine Kampfansage an Bürgermeister Michael Häupl. Aus der SPÖ-Zentrale sei ihm berichtet worden, dass Häupl heute "der Zahnstocher im Hals stecken geblieben ist". Er forderte den Bürgermeister auf, die Wähler nicht auszugrenzen und zu diffamieren, sondern sie ernst zu nehmen. "Steigen sie vom hohen Ross herunter", forderte der FPÖ-Chef Häupl auf, sonst "werden wir in zehn Jahren den Bürgermeister stellen".

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Als Gratulant stellte sich u.a. auch der frühere Sozialminister und jetzige Sozialsprecher im blau-orangen Parlamentsklub, Herbert Haupt, ein, der Strache die Hand schüttelte. Auf die Frage, ob er mit der FPÖ feiere, sagte Haupt gegenüber der APA: "Ich feiere mit Freunden, die es geschafft haben. Freunde bleiben Freunde."

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Eine eher beschauliche Wahlfeier gab es am Wahlabend im Cafe di Gio bei der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse: An Stehtischen vor und in dem Lokal versammelten sich die Sympathisanten und diskutierten das Ergebnis, das keine großen Überraschungen gebracht hat. Unterschiedlich dabei die Reaktionen von Repräsentanten der Basis und der Parteispitze: Erstere befanden unter anderem trocken, es hätte ja auch schlimmer kommen können, während Gio Hahn sich euphorischer zeigte: "Wir sind glücklich", meinte er, als er von Fotografen umringt um 19.45 Uhr die Lokalität betrat.

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Hahns Eintreffen war auch der einzige wirkliche emotionale Punkt des Abends: Draußen, wo sich viele in gelbe Jacken gekleidete Parteimitglieder versammelt hatten, brandete lauter Jubel auf, als Hahn sich von gegenüber aus dem Rathaus näherte. Die "Gio"-Rufe verhallten erst, als sich der Spitzenkandidat durch das Gewühl in den Innenraum des Cafes gedrängt hatte. Dort waren zunächst zahlreiche Interviews angesagt, bevor Hahn endlich mit dem enthusiastischen Günter Kenesei mit einem Glas Sekt anstoßen konnte.

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Bei allem Jubel gab Hahn einen "Wermutstropfen" zu: Der Erfolg der FPÖ. "Das wird sicher dem Bürgermeister zu denken geben müssen, was seine Integrationspolitik wert ist", beschied Hahn. Außerdem solle der SP-Politiker überlegen, ob die von ihm festgelegten Wahltermine "immer die klügsten seien".

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Mit Freude nahm Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) am Abend bei der ÖVP-Wahlparty das Ergebnis seiner Partei beim Wiener Urnengang auf: Der Hahn habe keine Vogelgrippe gehabt, meinte Schüssel in Anspielung auf den VP-Spitzenkandidaten Johannes Hahn. Der Bundeskanzler zeigte sich eine gute Viertelstunde bei der Feier im parteieigenen "Cafe di Gio" am Rathausplatz.

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Hahn sei ein Mensch, der niemanden beleidigt oder angebissen und trotzdem gut 18,7 Prozent der Stimmen bekommen habe. Der auch in Zukunft mit absoluter Mandatsmehrheit regierenden SPÖ riet Schüssel hingegen zu Demut angesichts des Ergebnisses.

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Etwas verkrampft guter Dinge gibt sich auch Hans Jörg Schimanek. Mit 1,1 Prozent hat das BZÖ keine Chance, in den Gemeinderat einzuziehen.

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Die Grünen feierten am Abend vor allem ihre Bezirksergebnisse: Im Palais Auersperg in der Josefstadt präsentierte Spitzenkandidatin Maria Vassilakou gemeinsam mit Bundessprecher Alexander Van der Bellen und den Wiener Gemeinderäten der Grünen die Erfolge der Wahl: "Wir sind in mehr als sechs Bezirken zweitstärkste Kraft geworden", so Vassilakou. Dazu kämen Zugewinne in Neubau, wo die Grünen bereits den Vorsteher stellen und ein möglicher erster Platz in der benachbarten Josefstadt.

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Es sehe "sehr, sehr" danach aus, dass die Grünen im achten Bezirk künftig ebenfalls das Sagen haben werden, freute sich Vassilakou. In Neubau habe man plus sieben Prozentpunkte gewonnen. Zudem habe man die FPÖ nach Mandaten überholt. Van der Bellen verwies darauf, dass man in Wien "das beste Grünergebnis aller Zeiten eingefahren" habe. Das "Schockierendste" sei allerdings, dass die Freiheitlichen mit ihrem Wahlkampf 15 Prozent erreicht hätten.

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"Wien muss Josefstadt und Neubau werden", forderte der nicht amtsführende Stadtrat David Ellensohn in Anspielung auf die Erfolge in diesen Bezirken. Zudem habe man in dem am stärksten von Migranten bewohnten Bezirk Österreichs, Rudolfsheim-Fünfhaus, die FPÖ überholt, freute er sich. Auch seien die Grünen "diejenigen, die am meisten gewonnen haben von denen, die heute gewonnen haben", meinte er.
(Im Bild: Vorstehen des 7. Bezirks Thomas Blimlinger)

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Nach dem Bühnenauftritt des Wahlkampfteams und der Bundesspitze begannen die Feierlichkeiten: Mit Liedern wie "Celebration" und "We are Family" wurde übergeleitet zu einer Live-Band, zu der die Grün-Anhänger begeistert tanzten.

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