Bild nicht mehr verfügbar.

DASS der Regenwald in Brasilien zunehmend zerstört wird, ist bekannt - WIE umfangreich aber weit weniger ...

Foto: AP/Victor R. Caivano
Washington/Rio de Janeiro - Die fortschreitende Zerstörung des Regenwalds in Brasilien ist eine bekannte Tatsache. Das Ausmaß jedoch ist einer neuen Studie zufolge erschreckend: Die bereits vernichteten oder geschädigten Urwaldflächen sind demnach zwei Mal so groß wie bisher bekannt. Das hat die Auswertung von Satellitenaufnahmen ergeben, wie ein US-brasilianisches Forscherteam im Fachblatt "Science" (Bd. 310, S. 480) von diesem Freitag berichtet.

Durch die Analyse einzelner Pixel der Satellitenbilder ließen sich erstmals auch die Folgen des selektiven Holzeinschlages messen, bei dem nur ausgewählte, wirtschaftlich interessante Bäume aus dem Wald gefällt werden.

Belastete Atmosphäre

Die vollständig gerodeten und die durch Holzeinschlag schwer geschädigten Flächen zusammen seien im Zeitraum 1999 bis 2002 um 60 bis 128 Prozent größer gewesen, als bisher bekannt. Pro Jahr werde so eine Fläche von 14.000 Quadratkilometern Regenwald vernichtet, schreiben die Autoren der Carnegie Institution und der Stanford University. Dadurch würden viele Tiere und Pflanzen bedroht, das Risiko von Waldbränden und Erdrutschen steige erheblich. Überdies würden 25 Prozent mehr Kohlendioxid freigesetzt.

Das Satellitensystem stellte sogar in Naturschutzgebieten illegale Rodungen fest. "Wir haben mit viel Kahlschlag gerechnet", sagte Co-Autor Michael Keller von der amerikanischen Forstbehörde. "Aber das Ausmaß ist viel dramatischer, als wir befürchtet haben."

Massives Artensterben

Jährlich gehen nach Schätzungen 16 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren - das entspricht etwa der halben Fläche Deutschlands. Die Zahl der jedes Jahr in den Tropen aussterbenden Arten wird auf 50.000 veranschlagt. Das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet ist mit mehreren Millionen Quadratkilometern das Tiefland des Amazonas.

Weltweit warnen Forscher und Umweltschützer vor der Zerstörung eines vielschichtigen Ökosystems mit zahlreichen noch nicht einmal entdeckten Arten, die unter anderem auch für die Entwicklung neuartiger Arzneien interessant sein könnten. (APA/dpa)