Grafik: STANDARD

Nach dem Verkauf der Textilsparte firmiert die Palmers AG als reine Immobiliengesellschaft. Sie gehört zur Gänze Christian Michael Palmers. Ihr Chef Martin Neidthart geht nun erstmals daran, den umfangreichen Immobilienbesitz von Palmers aktiv zu bewirtschaften.

Palmers-Immobilien-Chef Martin Neidthart hat Erfahrung als Immobilienmanager. Bereits bei der Universale, die von der Baufirma Alpine gekauft wurde, war er für die Immobilienbewirtschaftung zuständig. Nun, als Chef aller Palmers-Immobilien, ist er für 200.000 m vermietbare Nutzflächen in besten Lagen und jährliche Mieteinnahmen von 16 Mio. Euro verantwortlich, die es zu steigern gilt. Und: Er steigt in die Projektentwicklung ein, kündigte Neidthart im Gespräch mit dem STANDARD an. Derzeit seien 40.000 m Projekt-Nutzfläche in Ausarbeitung. In den kommenden drei Jahren will Neidthart 30 Millionen Euro investieren. Den Grundstein für das umfangreiche Immobilienportfolio, zu dem an die 80 Zinshäuser, zwei Kaufhäuser (Steffl und Herzmansky) und etliche Büroflächen gehören, legte die Familie Palmers bereits seit den Fünfzigerjahren. Zur Absicherung des Filialnetzes und um Mietsteigerungen vorzubeugen, wurden die Häuser, in denen die Filialen sind, und oft auch die Nachbarliegenschaft gekauft. "So entstand im Laufe der Jahre fast unbeabsichtigt ein Immobilienbesitz, um den sich wegen der Konzentration auf das Textilgeschäft bisher niemand wirklich gekümmert hat", sagte Neidthart.

Eigentumswohnungen

Seine Aufgabe ist es nun, Dachböden auszubauen, Wohnungen bzw. Häuser instand zu halten und neue Projekte auf bestehenden Liegenschaften zu entwickeln. Beim ersten großen, in der Lindengasse 13 bis 15 (7. Bezirk), werden nächstes Jahr 60 freifinanzierte Eigentumswohnungen errichtet, die zum Preis von 2500 bis 4000 Euro/m verkauft werden. Architekt ist Adolf Krischanitz. Im vorderen Teil der Liegenschaft (Mariahilfer Straße 38, im Haus von Betten Reiter), soll auf vier Geschoßen ein neues Kaufhaus entstehen.

Die Widmung dafür hat Neidthart bereits in der Tasche, bloß Betten Reiter muss als Miteigentümer dem Umbau noch zustimmen. Für die geplanten 14.000 m Verkaufsfläche sieht der Palmers-Immo-Chef "noch Potenzial für Flagshipstores". Im Haus daneben, Mariahilfer Straße 36, werden auf 6000 m Büroflächen errichtet.

Verkauf an Investmentgesellschaften

Während in innerstädtischen Lagen auch Liegenschaften zugekauft werden (heuer bereits Zinshäuser um sieben Mio. Euro, wie jenes in der Mariahilfer Straße 82), trennt sich Neidthart von Randlagen, an denen Palmers nur Kleinstanteile hält.

Die beiden Kaufhäuser sind in der Gerngross Kaufhaus AG gebündelt, an der Palmers 75 Prozent hält und der Ex-Werber Hans Schmid den Rest. Das Gerngross-Haus wurde bereits Ende 2003 an den deutschen Deka-Fonds verkauft. Die Palmers Textil AG wurde nach langem familieninternen Streit Ende des Vorjahres an zwei Investmentgesellschaften verkauft: Die deutsche Quadriga Capital und die Wiener Lead Equities AG. (Claudia Ruff/DER STANDARD; Printausgabe, 19.10.2005)