Wahlplakat von HC Strache: Für den Wiener Bürgermeister Michael Häupl betreibt ist der FPÖ-Wahlkampf von "Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und einer gehörigen Portion Antisemitismus" geprägt.

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Wien - Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) hat am Dienstag seine letzte wöchentliche Pressekonferenz vor der Wien-Wahl am 23. Oktober absolviert. "Ich gehe davon aus, dass wir uns am nächsten Dienstag wiedersehen", meinte er gut gelaunt zu den anwesenden Journalisten. Beim Wahlziel für die SPÖ stapelte er tief: "Ja, es wäre schön, wenn ein Fünfer vorne steht, aber ich bin mit jedem Plus zufrieden."

Generell gab er sich zuversichtlich, denn die Stimmung in der Partei und unter den Menschen auf der Straße sei sehr gut. Zuletzt habe er dies bei einem Wahlkampfauftritt am Brunnenmarkt zu spüren bekommen. "Das war eine Welle der Sympathie, die mich da durchgetragen hat", sagte Häupl am Rande des Pressegesprächs. Mit dem Wahlkampf sei er sehr zufrieden, und die Mobilisierung der SP-Wähler funktioniere nun ausgezeichnet.

Wahlkampfgags wolle er sich deshalb ersparen. "Ich verspreche keinen neunten Kontrollstadtrat der SPÖ", so Häupl in Richtung ÖVP. Die Präsentation von Ex-Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler als potenziellem dritten ÖVP-Stadtrat oder aber als Chef eines neuen Kontrollgremiums hinterlasse bei ihm das dunkle Gefühl, dass VP-Landesparteichef Johannes Hahn dies alles nicht wirklich ernst meinen könne.

"Kein einziges vernünftiges Wort"

Kein schlechtes Wort wollte Häupl über FP-Chef Heinz-Christian Strache als Politiker verlieren, sehr wohl aber über dessen Politik. Die sei nämlich von "Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und einer gehörigen Portion Antisemitismus" geprägt, sagte der Bürgermeister: "Ich glaube, dass das Wien massiv schadet." Er habe von Strache kein einziges vernünftiges Wort zu den anstehenden Zukunftsfragen gehört: "Das ist nicht meine Stadt, über die er spricht."

Mit der von der SP-Stadtregierung geleisteten Arbeit in der vergangenen Amtsperiode ist Häupl "sehr zufrieden". Man habe die großen Probleme der Stadt etwa in Sachen Arbeitslosigkeit oder Altenbetreuung erkannt, man wisse, wie man sie lösen könne und man sei dazu auch in der Lage.

FPÖ-Empörung über "Beschimpfungen des Bürgermeisters"

Mit Empörung hat am Dienstag der Wiener FP-Landesparteisekretär Harald Vilimsky auf die Kritik von Bürgermeister Michael Häupl (S) an FP-Obmann Heinz-Christian Strache reagiert. In einer Aussendung sprach er von "ungeheuerlichen Beschimpfungen des Bürgermeisters". Der Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit und des Antisemitismus sei "schier unglaublich". Auch von der ÖVP gab es Kritik am Bürgermeister.

Es sei offensichtlich, dass Häupl in das Duell mit Strache eingestiegen sei, so Vilimsky. Allerdings disqualifiziere sich der Bürgermeister, wenn er nur mehr mit Untergriffen und Regelverstößen agiere. "Herr Bürgermeister, bewahren Sie kühlen Kopf und unterlassen Sie derartige Tiefschläge. Dies ist eines Wiener Stadtoberhauptes gänzlich unwürdig", appellierte der FP-Politiker. Häupl solle sich an die Spielregeln einer zivilisierten Auseinandersetzung halten.

ÖVP ortet "Schmäh"

Der Landesgeschäftsführer der ÖVP, Norbert Walter, meinte wiederum, dass Häupl der Schmäh ausgehe. Der Bürgermeister fürchtet scheinbar, dass Ex-Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler der Verschwendungspolitik der Stadt schmerzvoll auf den Zahn fühlen könnte: "Anders kann ich mir nicht erklären, dass der Bürgermeister das Angebot von Franz Fiedler als Wahlkampfgag herunterspielt."

Matthias Tschirf, Klubobmann der Volkspartei im Gemeinderat, zeigte sich über die Zufriedenheit Häupls mit der geleisteten Arbeit verwundert. "Außer Ankündigungen ist nichts weiter geschehen", meinte er: "Sich mit Lösungen, die etwa im Bereich Arbeitsmarkt von Seiten der Bundesregierung kommen, zu brüsten oder das Ausmalen von Zimmern und den Austausch von Nachkästchen im Pflegeheim Lainz als Pflegeoffensive zu bezeichnen, ist wohl eine mehr als magerer Bilanz der SP-Regierungstätigkeit in Wien." (APA)