In "Oh holde Jugendzeit" übt Karl Ferdinand Kratzl Kritik am Bildungssystem.

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Karl Ferdinand Kratzl als Schulwart Piringer.

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"Nihil nocere" – niemandem schaden – das sollte als Aufschrift über den Eingängen der Schulen zu lesen sein, wenn es nach Schulwart Piringer geht, den der Kabarettist Karl Ferdinand Kratzl in seinem Schauspiel darstellt. In einem 70-minütigen Monolog denkt er laut über Themen wie Schule, Erziehung und Gesellschaft nach und gibt dem Publikum damit "Emotionsanstöße".

Zuckerbrot und Peitsche

Die Skinner Box als pädagogisches Lernkonzept, damit vergleicht Schulwart Piringer unser Schulsystem: Ein Käfig, in dem durch Belohnung oder Bestrafung bestimmt wird, wie ein Schüler zu sein hat oder nicht. Im Gespräch mit derStandard.at bringt Kratzl seine Sicht der Dinge auf den Punkt: "Es ist nicht leicht in diesem Lügensystem und Leistungssystem selber zu sein."

"Das System ist verfahren"

In dem Stück ergeben sich für den Schulwart 3 pädagogische Grundsätze, die bestimmt viele Menschen während ihrer Kindheit schon einmal gehört haben. "Geh doch in die Schule, damit etwas wird aus dir." lautet Nummer Eins. Daneben gibt es noch die Schule zu Hause, wo die Eltern als Erzieher agieren. Die Mutter ist dort meist die "Glucke", die es mit sanften Aufforderungen versucht, so mancher Vater eher mit Dominanz. Dritter Grundsatz: "Mach die Matura, dann kannst du machen, was du willst." Die Schule müsse menschlicher werden, sofern das bei diesem alten System überhaupt gehe, so der Kabarettist.

"Ein frisches Kind riecht gut"

Für Kratzl ist wichtig, "dass es den Menschen jenseits des Lehrplans gut geht". "Das ist eh schon alt, dass ist ja nicht neu, dass die Menschen dort abgeholt werden, wo sie sind.", ist der Kabarettist überzeugt und will damit sagen, dass es für niemanden gut ist, sich ständig verleugnen zu müssen und als Nummer behandelt zu werden. Umgekehrt dürfe es auch nicht sein, dass die Lehrer psychische Probleme haben, wenn sie in die Klasse gehen.

Ein Stück auch für Erwachsene

Karl Ferdinand Kratzl variiert "Oh holde Jugendzeit" von Aufführung zu Aufführung je nach Stimmung und Laune: "Es ist nie das gleiche Stück, das ändert sich immer, das wächst". So kann er aktuelle Ereignisse hineinpacken und sein Publikum damit konfrontieren. Für den Schauspieler funktioniert das Stück beim jugendlichen Publikum, obwohl Schultheater ja immer den Beigeschmack hätte, dass die Schüler froh sind, dass deswegen ein oder zwei Stunden ausfallen. "Die merken schon, dass ich da ein offenes Herz habe oder, wenn diese verschiedenen Sachen kurios angeprangert werden, dass es da um sie geht.", ist Kratzl überzeugt von der Wirkung des Stücks auf die Schüler. "Oh holde Jugendzeit" sei aber genauso ein Stück für Erwachsene, einmal berufsspezifisch für Pädagogen aber auch als Symbol für Hierarchien, Verlogenheiten, das "So tun als ob" in unserer heutigen Gesellschaft. (mat)