Die einzige direkte Konfrontation dieses Wahlkampfes: Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) diskutierte eine Stunde lang nur für das Wiener TV-Publikum mit Johannes Hahn (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Hans-Jörg Schimanek (BZÖ) und der Grünen Maria Vassilakou (von links).

Foto: Robert Newald
Der Wiener Bürgermeister stellte sich im Wahlkampf seinen Herausforderern nur in einer einzigen direkten Konfrontation. Und ließ - fast - alle an einer Mauer der wohlwollenden Zustimmung auflaufen. Häupl ging nur einmal - durchaus programmiert - in Saft.

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Wien - Häupl hält Hof. Welchen Ausgang die einmalige Audienz - vor dem exklusiven Kreis des Wiener TV-Publikums - nehmen wird, steht im Grunde schon vorher fest. Um 10.50 Uhr plaudert Wiens Bürgermeister nach außen hin entspannt mit Moderator Paul Tesarek über Fußball; Rapid (für Häupl die andern) hat verloren - die Violetten (das sind die vom Häupl) ballestern erst später am Sonntag. Maria Vassilakou von den Grünen (politisch) hält sich da heraus, und VP-Kandidat Johannes Hahn spielt in einer ganz anderen Liga - "Ich bin ein Handballer". Hans-Jörg Schimanek wird vom ORF als Vertreter der Regierungspartei BZÖ in Form einer Diskussionseinladung Relevanz beigemessen - doch sein Versuch mitzureden und etwas über die Admira einzuwerfen, findet rundum keinerlei Beachtung mehr. Und bei Heinz-Christian Strache, dem selbst ernannten FP-Duellanten, ist unter dem Grinsen beim Fotografiertwerden ein stetig nach vorne zuckender Daumen die auffälligste Gefühlsregung.

Dies könnte gleich als Zusammenfassung der einzigen TV-Konfrontation der Wiener Spitzenkandidaten gelten. Häupl lässt auflaufen und sieht zu, wie sich seine Gegner aufreiben. "Da stimmen wir sicher überein", "dem stimme ich durchaus zu", "ich glaube, da sind wir einer Meinung" lautet die Gummiwand, die er um sich aufbaut.

Gnadenlose Fragen

Wirklich herausgefordert wird Häupl kaum - nur einmal muss er sich dem Würgegriff der gnadenlosen Fragen des Moderators stellen: "Herr Bürgermeister, wir sind gespannt, was Sie sich notiert haben."

Und nur einmal erlaubt er sich ein Aufdrehen, geht durchaus programmiert in Saft - um Strache ein "Schmarr'n" zuzuwerfen, ein "Sie reden Ihre Stadt tot und kaputt" und ein "Hören Sie doch mit den ständigen Lügen auf, Sie tun ja nichts anderes". Er, Strache, möge doch seine "restlichen Schäfchen" einsammeln, "damit haben Sie genug zu tun".

Ansonsten die bekannte Linie, wenn's ums Thema Sicherheit geht, heißt die Polizei "nicht unabsichtlich Bundespolizei" - schon schaut Häupl zu, wie sich Strache und Schimanek vor lauter Begeisterung ums Leib- und Magenthema gegenseitig ins Wort fallen. Wenn Strache gegen die Straßenprostitution ins Feld zieht, braucht Häupl nicht zu erinnern, dass Straches Vorgänger Kabas laut eigenen Angaben einen "Sicherheitscheck" in einer "illegalen Russenhütt'n" durchgeführt hat. Sondern vielmehr: "Der berühmte Deckel ist keine persönliche Erlaubnis des Bürgermeisters für illegale Prostitution."

Vassilakou gegen Hahn - Hahn gegen Vassilakou

Maria Vassilakou wiederum kontert die VP-Forderung nach einer Stadtpolizei: "Lärmende Kinder und Hunde in Parks zu jagen hat nichts mit Sicherheit zu tun" - und wird prompt und mehrfach und immer wieder von Hahn unterbrochen. Vassilakou selbst fordert etwa eine Ökologisierung des Wohnbaus - aber auch das ist Häupl wichtig, drum investiere die Stadt ja schon eine Milliarde in thermische Sanierung.

Hahn versucht eine Überraschung, präsentiert den früheren Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler als potenziellen "kontrollierenden Stadtrat", der der Umsetzung von Prüfberichten nachgehen solle. Auch dies trifft auf die Ruhe des absoluten Blocks: "Darüber kann man reden."

Schimanek kann's nicht glauben

Schimanek kann's nicht glauben, dass seine Partei bei einem Prozent rangiert - "ich weiß nicht, warum". Vassilakou hofft, dass viele Schüssel ärgern wollen, bleibt aber neuerdings auf Distanz zur magischen 20: "Alles in der Nähe von 18 Prozent wäre eine Sensation." Hahn will einfach stärker werden, wie auch Häupl "mit einem Plus davor zufrieden" ist.

Eine Woche noch bleiben allen Glaube und Hoffnung auf die Liebe des Wählers. (DER STANDARD, Printausgabe 17.10.2005)