"Am Schauplatz" entführt zu jenen Orten,

an denen Österreich-Klischees noch stimmen. Oft mit den Mitteln des Voyeurs und wahrscheinlich deshalb so unterhaltsam, unternehmen die ORF-Reportagen Ausflüge nahe ans österreichische Original - oder was man sich eben darunter vorstellt. So auch am Dienstag über Graffitisprayer und jene, die sie jagen: Angesichts der grantelnden Graffiti-Hasser spürt das Gutmenschenherz, wie weit es schon vom Wiener Weg abgekommen ist.

Foto: ORF

Mit dem Kleinkrieg zwischen

Sprayern und Jägern bei den Wiener Linien taucht "Schauplatz"-Reporter Helmut Manninger in einen Mikrokosmos, in dem internationale Trends durch den liebevoll-brutalen Fleischwolf österreichischer Befindlichkeiten gedreht werden. Zumindest für die Kamera ergibt sich so etwas wie eine Hassliebe zwischen den Rivalen, beide beziehen ihre Legitimation jeweils aus der Existenz des andern.

Foto: ORF

Das Personal bei den Wiener Linien

kennt sich in der Wiener Sprayerszene unfreiwillig schon ziemlich gut aus, jagt mit Nachtsichtgeräten nach "Phantomen", die selbst so gescheit sind, dass sie um ihren "Minderwertigkeitskomplex" wissen und schon als Kind gerne den Gartenzaun gestrichen haben.

Foto: ORF

Und der kommentierende Pensionist

von der Straße meint, dass ihn seine Großeltern für so etwas "gesteinigt" hätten, weil "i kum aus Ottakring". Wunderbare Selbstschau österreichischer Animositäten. (pum/DER STANDARD; Printausgabe, 13.10.2005)

Foto. ORF