Bedenkt man nun, dass Frustration und Resignation im Schulalltag allgegenwärtig sind, kommt man nicht umhin festzustellen, dass es in unserem Schulsystem eine Krankheit geben muss, die verhindert, dass der frohe Botschaftsstoff des Lernendürfens sein Ziel erreicht. Irgendetwas geht bei der Übertragung schief, es muss also einen Systemfehler geben.
Unser Schulsystem hat es auf eine erschreckende Weise vollbracht, uns so zu erziehen, dass wir primär nicht mehr heilfroh sind, lernen zu dürfen, sondern viel eher fürchten müssen, bestraft zu werden (Ungenügend! Setzen!), wenn wir nicht im richtigen Umfang das Richtige gelernt haben. Nebenbei: Druck und Versagensangst sind keine motivationsstiftenden Faktoren. Wir werden nach dem Friss-oder-Stirb-Prinzip erzogen - wir sind bien élevé. Elever heißt erziehen, aber auch züchten. Wir werden täglich zu Schülern gezüchtet, zu unmündigen Wesen, die sich nur darauf verstehen müssen, sich in das System einzufügen und im richtigen Moment "Muh" zu rufen. In mehreren 50-Minuten-Blöcken täglich wird unsere Wiederkäurate der verabreichten Kost anhand verschiedener Gütesiegel bemessen. Einmal oder öfters Gütesiegel fünf bedeutet, das gesamte Jahresverköstigungsprogramm wiederholen zu müssen. Niemand hinterfragt, woran es lag, dass gewisse Inhaltsstoffe nicht aufgenommen werden konnten oder versucht sinnvolle Gegenmaßnahmen zu erstellen. Das ist Resignation und hat nichts mit dem Glück der Lernbewegung zu tun. Dem sturen Engagement einiger Lehrer und Schüler ist es zu danken, dass die ruhig vor sich hin käuende Masse ab und zu in nervöse Aufregung versetzt wird.