Ausgerechnet die Autofahrer! Als Volk der Dichter und Denker werden die Deutschen in Hymnen besungen, was zwar gerechtfertigt ist, aber auch daher kommt, dass es noch keine Autos gab, als die schönen Lieder gedichtet und komponiert wurden. Heute würde man wohl auch die Automobilisten in irgendeiner Strophe erwähnen. 45 Millionen Deutsche fahren jedes Jahr Milliarden an Kilometern. "Freie Fahrt für freie Bürger" heißt es auf vielen Autobahnen unmissverständlich. Jeder siebente Job ist von der Autoproduktion abhängig. Und Kanzler Gerhard Schröder trägt wegen seiner guten Kontakte zu den Autobossen nicht umsonst den Titel "Autokanzler".
100 Euro pro Jahr
Jetzt also erfährt das Autovolk, dass es womöglich bald 100 Euro im Jahr an Mautgebühren zahlen muss - mehr als die Österreicher, die das freilich auch nur wenig trösten wird.
Der Aufschrei der Autofahrerklubs folgte wie erwartet, und er ist nicht ganz unverständlich. Schon jetzt werden die Deutschen durch die Kfz-Steuer und die Mineralölsteuer kräftig zur Kasse gebeten. Dazu kommt noch die rot-grüne Ökosteuer.
Unzählige Familien rechnen jetzt schon bange, wie sie künftig mit einer erhöhten Mehrwertsteuer das Auskommen finden können. Die Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 auf 18 Prozent haben Unions-Politiker ja nicht verschwiegen. Kommt die Pkw-Maut noch dazu, wird es für sehr viele Menschen in Deutschland noch enger.
Österreich schaut interessiert zu
Daran, dass im Falle eines deutschen Pickerls woanders an der Schraube gedreht wird, glauben die meisten nämlich nicht. Die Ökosteuer etwa könnte die Regierung nicht einfach wieder abschaffen, weil sonst die Rentenbeiträge, die zum Teil daraus finanziert werden, in die Höhe klettern. Es bringt aus der Sicht von Politikern auch nichts, eine Pkw-Maut einzuführen und gleichzeitig die Kfz-Steuer zu senken. Selbige ist wenigstens gerechter als eine entfernungsunabhängige Maut. Wer einen schweren Benzinfresser fährt, muss eben mehr zahlen. Um Mautgebühren "gerecht" zu machen, müsste man sie wie die Lkw-Maut entfernungsabhängig gestalten. Das Lkw-System auf Pkws zu übertragen würde jedoch Unsummen kosten.