Das Bawa-Lagerhaus in Búzi

Foto: Sadocc

Das SADOCC- Magazin für das südliche Afrika. Viermal jährlich berichten Journalisten und Fachleute aus Österreich, Europa und dem Südlichen Afrika über die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen im Südlichen Afrika.

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Der Wiederaufbau einer Zuckerrohrplantage im Distrikt Búzi mit Hilfe ausländischer Investoren hat zu einem Streit mit lokal ansässigen Kleinbauern geführt. Die von ihnen aufgebaute Agrargenossenschaft ist gefährdet. Ähnliche Konflikte um Grund und Boden ereignen sich im ganzen Land, und nur in wenigen Fällen setzen die Bauern ihre Interessen durch, berichtet Elisabeth Gotschi in der aktuellen Ausgabe von Indaba .


Die Privatisierung der Companhia do Búzi erweckt die Hoffnungen vieler auf "Entwicklung". Allerdings stimmen nicht alle in das Freudenlied ein, denn auf dem fruchtbaren und gut erschlossenen Land der Companhia haben sich im Laufe der Jahre Bauern und Bäuerinnen angesiedelt und mühsam eine neue Existenz aufgebaut.

Die Companhia do Búzi wurde 1898 mit Sitz in Lissabon gegründet. Während die lokale Bevölkerung selten mehr als zwei Hektar bestellte, umfasste die Companhia über 300.000 Hektar Land. Von diesen riesigen Ländereien wurden nach und nach Felder aufgegeben, da die Kapazitäten der portugiesischen EigentümerInnen nicht ausreichten, um die gesamte Fläche zu bewirtschaften. In den Jahren um 1960 wurden MoçambiqueanerInnen ermuntert, auf diesen Feldern zu siedeln, um Zuckerrohr zu produzieren und an die Fabrik zu verkaufen.

Landreform und Privatisierung

Nach der Unabhängigkeit von Portugal im Jahre 1975 wurde die Companhia als Staatsbetrieb weitergeführt, doch die allgemeine Wirtschaftskrise sowie der Bürgerkrieg führten zum langsamen Niedergang der Zuckerfabrik. Die Companhia wurde 1992 geschlossen.

Im Zuge der Strukturanpassungsprogramme und der Änderung des wirtschaftspolitischen Kurses drängten internationale Geber und die Weltbank auf Landreform und Privatisierung der Staatsbetriebe, die Regierung versprach, die Region wirtschaftlich zu beleben. Doch Die Leute waren skeptisch, wie ernst man die Versprechen einer Regierung nehmen könne, sich für einen Distrikt einzusetzen, der überwiegend die Opposition wählt.

Ginproduktion

Die Überraschung war groß, als der Ministerrat im September 2004 die Privatisierung bekanntgab. Schon für 2005 planen portugiesische Investoren mit der Alkohol- bzw. Ginproduktion zu beginnen, ab 2007 soll Zuckerrohr im großen Stil angebaut werden. Doch die Landfrage bleibt ungeklärt. Die Verhandlungen hunderte Kilometer weiter südlich in der Hauptstadt Maputo geführt, auf den sonst üblichen Lokalaugenschein wurde verzichtet. Bisher ist unklar, wo genau die Grenzen verlaufen, denn der Umfang der Zuckerfabrik hat sich im Laufe der Jahre verändert und es fehlt an Kartenmaterial. Angeblich soll den Investoren 57.000 Hektar Grund versprochen worden sein. Es wird versichert, dass die Grenzen so gesteckt würden, dass keine Konflikte mit der lokalen Bevölkerung entstünden.

Land"besitz"

Die Realität präsentiert sich für Familie Ricardo jedoch anders. Sie hat sich nach dem Bürgerkrieg in der Povoação Munamicua niedergelassen und wusste nicht, dass das Land zur Companhia "gehört". Mit den Nachbarn ist die Familie Ricardo immer gut ausgekommen, auch zum Régulo hatten sie bisher ein gutes Verhältnis. Das hat sich nun geändert: die Grenzen der Companhia verlaufen quer durch Munamicua und teilen die Bevölkerung in jene, die bis Ende des Jahres das Land verlassen sollen, und jene die darauf hoffen, in Zukunft einen Arbeitgeber oder zumindest einen Abnehmer für ihre Produkte zu finden. Zudem scheiden sich die Geister, ob brach liegendes, ungenütztes Land eines stillgelegten Staatsbetriebes als "freies" Land gilt oder nicht.

Lagerhaus

Die Bawa-Bauern/Bäuerinnen meinen "Ja". In den 1990ern haben sie die leer stehenden Häuser ehemaliger FabriksarbeiterInnen besetzt. 1999 beschlossen sechs Bauern gemeinsam Erdnüsse anzubauen, drei Jahre später gründeten sie einen Verein, um ihre Marktmacht zu stärken. Alljährlich veranstalten sie seither einen Markttag, bei dem die Vereinsmitglieder Sesam, Bohnen, Mais usw. aus der Region aufkaufen, um es gesammelt an einen Großabnehmer verkaufen. Dafür wurde eigens ein Lagerhaus errichtet und mittlerweile auch ein Bankkonto eröffnet. Bis Ende des Jahres sollen sie nun die Häuser räumen und den Boden verlassen. "Wir wissen nicht, wo wir alle hinziehen sollen. Was wird aus unserem Clubhaus, und dem Markttag im nächsten Jahr? Wird unser Abnehmer weiterhin Interesse haben, wenn wir nächstes Jahr nicht liefern können?"

Für die Familie Ricardo und die Bawa-Bauern/Bäuerinnen gibt es wenig Hoffnung, daß sie ihre Ansprüche gegen die Fabrik durchsetzen können. Angesichts des erwarteten "Entwicklungsschubes" für den gesamten Distrikt Búzi wird die Distriktadministration kaum Kritik an dem Projekt äußern. Der Nutzen den die Region und Bevölkerung von den Investitionen haben wird, hängt aber vor allem davon ab, wie die Fabrik in Zukunft geführt und integriert wird. Und ob es gelingt einen Mehrwert zu schaffen, aus dem die Region profitieren kann.

(Der Volltext des Artikels erscheint in der aktuellen Ausgabe von Indaba.)