Foto: STANDARD/Regine Hendrich
STANDARD: Eine Studie, die die österreichischen Kreditinstitute in Auftrag gegeben haben, ergibt, dass die Gesamtkosten der Regularien für die Branche im Vorjahr 220 Mio. Euro betragen haben und 2500 Mitarbeiter auf Trab halten. Sie selbst pflegen gegen "die Überregulierungsflut" Sturm zu laufen. Was machen Sie nun mit Ihren Ergebnissen?

Ikrath: Ein Teil dieser Vorschriften ist einfach diskussionswürdig. Die Aufsichtsbehörden haben das Bedürfnis, alles auf Punkt und Beistrich zu regeln, aber das steigert die Qualität der Aufsicht nicht. Ob Basel II, Mindeststandards oder Richtlinien zur Geldwäschebekämpfung: Der Aufwand dafür verschlingt mehr als fünf Prozent aller Betriebserträge, und die Kostendynamik nimmt zu. Die Institute können diese Belastungen nicht mehr ausgleichen, werden das an die Kunden weitergeben.

STANDARD: Die Gebühren werden steigen?

Ikrath: Im Sparkassenbereich gibt es zwei Möglichkeiten: Nachdem die kleinen und mittleren Kassen diese Kosten nicht mehr tragen können, wird fusioniert, das wiederum vermindert den Wettbewerb und bringt daher den Kunden Nachteile. Die Alternative ist auch nicht viel erfreulicher: Die Institute geben die Belastungen weiter, und dann wird alles teurer – für Unternehmen genauso wie für private Kreditnehmer.

STANDARD: Um wie viel teurer?

Ikrath: So genau kann man das noch nicht sagen. Aber wir gehen davon aus, dass die Einführung von Basel II und damit verbundenen Nebengesetzen nochmals einen Kostenschub von 100 Prozent bringen wird.

STANDARD: In die andere Richtung argumentiert bewirken die Vorschriften, dass die Banken ihre Ausfälle senken können. Sicherheit kostet eben kurzfristig, hilft aber langfristig sparen.

Ikrath: Schon, aber das alles soll mit extrem hohen Augenmaß geschehen, und die Aufsicht soll alle nationalen Spielräume nützen, die wir in Österreich haben. Es explodiert ja auch das Meldewesen, dem wir unterstehen; und wenn da, wie zu befürchten, eine weitere Flutwelle in die Bankenlandschaft eindringt, kommt ein neuer Kostenblock auf uns zu.

STANDARD: Wie wappnen Sie sich dagegen?

Ikrath: Ich rege an, dass wir alle Vorschriften, die wir implementieren müssen, im Detail analysieren, und dass der Gesetzgeber sich bei der nationalen Umsetzung auf das absolut notwendige Maß beschränkt. Auch wenn das schwer fällt, besonders den Aufsichtsbehörden.

STANDARD: Da können Sie ja mithelfen, schließlich sind Sie ja auch Abgeordneter zum Nationalrat. Angenommen, Sie kämen durch: Wie viel an Kosten könnten sich die Banken sparen?

Ikrath: Wenn wir mit Augenmaß und kostenbewusst vorgehen, uns auf die Mindesterfordernisse beschränken und trotzdem eine ordentliche Aufsicht gewährleisten, aber eine ohne Mascherln, Ornamente und Arabesken, dann könnten wir uns sicher 25 Prozent ersparen.

STANDARD: Wenn Ihnen das nicht gelingt?

Ikrath: Dann werden wir der Öffentlichkeit klar machen, dass nicht die Banken die Kostentreiber sind. Den schwarzen Peter lassen wir uns nicht zuschieben. Zudem werden wir auch unsere verdeckten Kosten berechnen: Schließlich heben wir für die öffentliche Hand gratis Kreditvertragsgebühren oder Kapitalertragsteuer ein; es wäre nur fair, wenn wir dafür eine Gegenleistung vom Finanzminister bekämen. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.10.2005)