Oslo - Mit dem von Alfred Nobel gestifteten Friedensnobelpreis sind seit 1901, dem Jahr der ersten Verleihung, sowohl Persönlichkeiten als auch Institutionen ausgezeichnet worden, die sich für Erhalt oder Schaffung von Frieden verdient gemacht haben. Den Rekord hält das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit drei Auszeichnungen, das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) erhielt zwei Mal den Friedensnobelpreis.

Mit der Stiftung der Preise wollte der schwedische Forscher und Großindustrielle Alfred Nobel (1833-1896) einen Konflikt lösen, der sein ganzes Leben bestimmte. Der Erfinder des Dynamits konnte nicht verwinden, dass seine Entdeckung für den Krieg missbraucht wurde. Als "Wiedergutmachung" vermachte er sein Vermögen einer Stiftung, aus deren Zinsen Preise für jene finanziert werden sollten, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben".

Überreichung am Todestag

Das Ritual beginnt jedes Jahr im Oktober mit der Zuerkennung und endet am 10. Dezember - Nobels Todestag - mit der feierlichen Überreichung der Auszeichnungen. In der Regel übergibt der norwegische König in Oslo den Friedenspreis, der schwedische König in Stockholm die übrigen Auszeichnungen. Die Preisträger für Physik und Chemie werden von der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die der Medizin vom Karolinischen Institut in Stockholm und die Literaturpreisträger von der Königlichen Schwedischen Akademie der Künste ausgewählt.

Die Friedenspreisträger bestimmt ein fünfköpfiger Sonderausschuss des norwegischen Reichstags (Storting). Neben den "klassischen" Nobelpreisen gibt es seit 1969 eine von der Schwedischen Reichsbank gestiftete Ehrung für Wirtschaft.

Elf Frauen sind bisher mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden, als erste im Jahr 1905 die Österreicherin Bertha von Suttner (geb. Gräfin Kinsky) (1843-1914), Sekretärin Nobels, Gründerin der Gesellschaft der Friedensfreunde und Autorin des Romans "Die Waffen nieder!"; zuletzt 2004 die Umweltaktivistin Wangari Maathai aus Kenia. Neben Suttner ist Alfred Hermann Fried (1911) der zweite österreichische Träger.

2005 wurden 199 Kandidaten vorgeschlagen, unter ihnen der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der vehemente Gegner des von den USA geführten Irak-Krieges hat jedoch alle Diskussionen darüber zurückgewiesen und im August erklärt, seine "bescheidenen" Beiträge zur Lösung von internationalen Konflikten würden dem Preis nicht gerecht. Der bisher letzte Deutsche, der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, war 1971 Bundeskanzler Willy Brandt.

Als Favorit gilt in diesem Jahr die Internationale Atomenergiebehörde in Wien mit ihrem Chef Mohamed ElBaradei (Ägypten). Bei den Buchmachern stehen zudem der finnische Ex-Präsident Martti Ahtisaari und die Vereinigung japanischer Atombombenopfer hoch im Kurs.

Amtierende Staatsoberhäupter als Preisträger waren 2000 Südkoreas Präsident Kim Dae Jung, Südafrikas Präsident Frederik de Klerk (1993) und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow (1990). (APA)