Foto: B. Pilz
Wenn man das Haus von Muleide hier in Beira betritt, fällt als erstes das lebhafte Kommen und Gehen vor allem von Frauen mit ihren Kindern auf. Was können Sie diesen Frauen bieten?

Figueiredo: Ja, bei uns ist immer viel los. Eine große Zahl von Frauen sucht unsere Unterstützung. Wir geben etwa Rechtsbeistand bei Scheidungen, bei ausstehenden Unterhaltsleistungen und dergleichen. Wir helfen Frauen, die keinen Rechtsanwalt bezahlen können. Das heißt, wer zu uns kommt, auch Männer kommen, hat meist familiäre Probleme in irgendeiner Hinsicht. Es geht auch oft um Misshandlungen, Gewalt in der Familie, Missbrauch von Minderjährigen.

Und dafür haben Sie entsprechend ausgebildete Beraterinnen?

Figueiredo: Es sind Aktivistinnen, die sich hier engagieren. Wir – auch ich selber – arbeiten gegen eine kleine Aufwandsentschädigung, wir sind keine Angestellten. Dennoch sind wir in verschiedenen Fachgebieten ausgebildet: in Familienrecht oder Landrecht etwa.

Trotzdem brauchen Sie Geldmittel, um etwa diese Beratungsstelle führen zu können. Wie finanziert sich Muleide?

Figueiredo: Wir sind eine Nichtstaatliche Organisation, die nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. Verschiedene internationale Entwicklungsorganisationen etwa aus der Schweiz, Holland, Norwegen, den USA oder England unterstützen uns finanziell.

Was sind die häufigsten familiären Probleme hier in Mosambik?

Figueiredo: Wie Sie wissen, herrscht in unserer Gesellschaft viel Promiskuität und Polygamie. Oft geht ein Mann von der ersten Familie weg und sorgt nicht mehr für die Kinder und die Frau. Es geht also häufig um Unterhaltszahlungen. Wir versuchen, einen Kompromiss zu erreichen. Extreme Fälle kommen vor Gericht, dort vertreten wir die Frauen. Es kann dann etwa zu einer Gehaltspfändung des Mannes kommen.

In Mosambik ist vor einigen Monaten ein neues Familienrecht beschlossen worden. Erhoffen Sie sich dadurch eine Besserstellung für Frauen?

Figueiredo: Ja, unbedingt. Zum Beispiel werden darin Frauen und Männern die gleichen Rechte und Pflichten innerhalb der Familie zugeschrieben, auch was Besitzrechte betrifft. Das ist schon ein gutes Signal. Es fehlt natürlich noch die Umsetzung. Schöne Worte auf dem Papier sind zu wenig.

Nach diesem Gesetz soll doch auch die häusliche Gewalt speziell verfolgt werden. Ist nicht gerade bei diesem Thema der gesellschaftliche Druck auf den Frauen sehr groß, so dass sie sich schämen, zur Polizei zu gehen?

Figueiredo: Damit haben wir sehr, sehr oft zu kämpfen. Unglaublich viele Fälle werden nicht öffentlich gemacht. Muleide kennt das sehr gut. Gerade wenn innerhalb der Familie Missbrauch und Gewalt vorkommen: Onkel vergeht sich an Nichte, Vater an Tochter. Gerade letzte Woche ist eine Frau zu uns gekommen und hat geklagt, dass ihr Mann die Tochter missbraucht. Sie wollte sich vom Mann trennen. Wir mussten ihr sagen, in diesem Fall müssen wir Anzeige erstatten. Die Frau wollte das nicht, weil sie nicht will, dass jemand aus der Familie ins Gefängnis kommt. Und dann fürchtet man die gesellschaftliche Schande für die Tochter.

Was sind die Pläne von Muleide für die Zukunft?

Figueiredo: Ich würde gerne ein Radio-Projekt starten, in dem solche Männer von Anruferinnen zumindest denunziert werden. Wir müssten viel stärker noch an der Basis Aufklärung betreiben – in den Wohnvierteln, in den Familien. Wir müssten stärker in die Dörfer gehen, am Land sind die Frauen noch benachteiligter als in der Stadt. Mir schwebt auch ein Zentrum vor, wo Frauen Kochen, Schneidern usw. lernen können, damit sie nicht vom Mann abhängig sind. Zum Beispiel wäre ein Kreditsystem für Frauen gut. Wir müssen schauen, dass die Hilfe für Frauen nachhaltig wirkt.