Krojer: "'Verlockend' wäre für mich nur eine grüne Alleinregierung."

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Die Spitzenkandidatin der Grünen im Burgenland, Grete Krojer , glaubt im E-Mail-Interview mit derStandard.at nicht, dass ihre Partei wie die steirische bei den Wahlen am Sonntag ein Minus einfahren könnte, das es keine Zuspitzung im Kampf um den Landeshauptmann gibt. Für die Wahl sei alles möglich, bei 15 Prozent würde sie Konsequenzen ziehen und Landesrätin werden. In Eisenstadt nachgefragt hat Rainer Schüller.

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derStandard.at: Die steirischen Grünen haben erstmals seit 1999 ein Minus für die Partei erzielt. Warum glauben Sie, droht das Ihrer Partei nicht?

Krojer: Weil es keine Zuspitzung im Kampf um den Landeshauptmann gibt. Und weil nur vier Parteien antreten.

derStandard.at: Im ländlichen Raum tun sich die Grünen erfahrungsgemäß schwerer als in urbanen Gebieten. Was sind die Hauptprobleme für die Grünen im Burgenland?

Krojer: Das Problem ist nicht inhaltlicher Natur. Ich glaube nicht, dass städtische WählerInnen grundsätzlich moderner oder "grüner" sind. Aber im ländlichen Raum funktioniert Politik stark über persönliche Kontakte.

In jedem Dorf gibt es eine SPÖ- und eine ÖVP-Ortsgruppe. Viele Menschen, oft ganze Familien, sind eindeutig einer Partei zugeordnet. Da zögern einige, sich als "Grün" zu outen. Aber wir sehen bei jeder Wahl, dass wir in den Gemeinden, wo es grüne Ortsgruppen gibt, besonders gut abschneiden.

derStandard.at: Sie haben schon vor der Wahl gemeint, Sie könnten sich vorstellen, mit der ÖVP und der SPÖ auf sachlicher Ebene zusammenarbeiten zu können. Mit welcher Partei ist die Zusammenarbeit im Burgenland leichter?

Krojer: Das kommt aufs Thema an. In der Frauen- und Bildungspolitik kooperieren wir mit der SPÖ, die gentechnikfreie Zone Burgenland haben wir mit dem schwarzen Landesrat ausverhandelt. In Volksgruppenfragen besteht ein breiter Konsens, in der Verkehrsplanung wehren wir uns gegen beide.

derStandard.at: ÖVP-Landeschef Franz Steindl hat im Chat mit derStandard.at mit Schwarz-Grün auf Bundesebene geliebäugelt. Fänden Sie eine solche Koalitionsvariante auch verlockend?

Krojer: Ich sehe das nüchtern und halte eine solche Koalition für machbar, wenn das Verhandlungsergebnis passt. "Verlockend" wäre für mich nur eine grüne Alleinregierung. Da würde endlich ökologisch und sozial was weitergehen.

derStandard.at: Wer ist denn nun schuld an der Misere um die Bank Burgenland? An wen sollte sie verkauft werden?

Krojer: Es gibt derzeit keine Misere der Bank, sondern nur noch eine Misere des Landes. Die Bank ist mit vielen Steuermillionen saniert und herausgeputzt, das Land ist pleite. Die Verantwortung dafür trägt natürlich Hans Niessl.

Die Bank sollte nach einem fairen und vor allem transparenten Verfahren, das von ExpertInnen abgewickelt wird, an den oder die BestbieterIn verkauft werden.

derStandard.at: Im burgenländischen Wahlkampf waren beschmierte Wahlplakate von ÖVP und FPÖ ein Thema, wobei die von diesen Parteien beschuldigte SPÖ sogar eine Ergreiferprämie ausgesetzt hat. Die Grünen beteiligen sich nicht an der Jagd?

Krojer: Es sind auch zwei Plakate von uns beschmiert worden. Aber es gibt größere Tragödien in diesem Land. Fragen Sie mich doch nach der Arbeitslosenquote oder nach der Verteilung der EU-Fördermittel an Klein- und Kleinstbetriebe oder nach Kinderbetreuungseinrichtungen im Südburgenland.

derStandard.at: Was sind die drei wichtigsten Themen, die die Grünen im Burgenland in Zukunft umsetzen wollen?

Krojer: Wir wollen kleinräumige Verkehrslösungen, die die Menschen entlasten, die Kaufkraft in der Region lassen und den Transit draußen halten. Wir wollen einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung bis zum 14. Lebensjahr, und Arbeitsplätze schaffen, indem die lokalen Kleinstbetriebe gefördert werden. 95 Prozent der burgenländischen Unternehmen haben bisher keine Ziel1-Förderungen erhalten.

derStandard.at: Volksgruppen waren im Wahlkampf kaum bis überhaupt kein Thema. Warum nicht?

Krojer: Das stimmt nicht. Wir haben Volksgruppenthemen in unserem Wahlprogramm und die Inhalte in einer ganzen Reihe von Pressekonferenzen und -aussendungen präsentiert. Vor allem geht es uns darum, die Volksgruppensprachen fest im Bildungssystem zu verankern. Mein Kollege Josko Vlasich und Terezija Stoisits haben da einiges geleistet. Und wir haben Plakate, Zeitungsinserate und Folder in kroatisch, ungarisch und romanes. Das Thema gibt es also.

Allerdings wird im Burgenland darüber wenig gestritten, im Vergleich zu Kärnten ist das für Medien vielleicht ein wenig unspektakulär. Aber das kann man den BurgenländerInnen ja wirklich nicht vorhalten.

derStandard.at: Wie lautet Ihre Prognose für die Wahl?

Krojer: Wie heißts im Lotto? Alles ist möglich! Aber ich glaube, dass wir die Freiheitlichen deutlich abhängen werden.

derStandard.at: Bei welchem Ergebnis würden Sie persönliche Konsequenzen ziehen?

Krojer: Bei mehr als 15 Prozent würde ich die Konsequenzen ziehen und Landesrätin werden.