Im Ranking um die beliebtesten Auslandsdestinationen der Österreicher hat Kroatien die Türkei überholt und kann beinahe doppelt so viele Reisende verbuchen, so die Ergebnisse einer Langzeitstudie des Wiener Instituts für Freizeit und Tourismusforschung (IFT). Italien bleibt weiter an der Spitze der bevorzugten Urlaubsländer, gefolgt von Griechenland. Im Reiseverhalten selbst zeigen sich die Österreicher konservativ, Überraschungen gibt es nur im Detail, sagte der IFT-Leiter Peter Zellmann im Gespräch mit der APA.

Die aktuelle Analyse zum Reiseverhalten der Österreicher zeigt, dass Kroatien von der guten Erreichbarkeit mit dem Auto und den günstigen Urlaubsnebenkosten profitiert. Diese Faktoren haben eine Wende im Konkurrenzkampf der beiden Staaten Kroatien und Türkei um den 3. Platz der beliebtesten Auslandsdestinationen der Österreicher herbeigeführt.

War Kroatien in den 80er und Anfang der 90er Jahre Boomland für Österreichs Reiselustige, so hat die Türkei durch den Balkankrieg eindeutig gewonnen. Nun haben umgekehrt die Unruheherde im Nahen Osten, besonders im Irak, negativen Einfluss auf die touristische Attraktivität des Landes. Aber auch Spanien, das eine ähnliche Besucherentwicklung aus Österreich wie die Türkei aufweist, ist von Kroatien deutlich abgehängt worden.

Finanzierbarkeit ist wichtigster Entscheidungsgrund

Die Finanzierbarkeit ist laut Repräsentativumfrage des IFT mit Abstand die wichtigste Entscheidungsgrundlage für die tatsächliche Realisierung von Urlaubsplänen, sowohl was das Reiseverhalten als auch die Wahl der Destination betrifft. Damit sei Kroatien stark im Vorteil gegenüber Ländern, wo Flugkosten mit in die Planung einberechnet werden müssten.

Generell gilt, dass zwar wenn möglich nicht auf den Urlaub verzichtet wird, wohl aber wird die Aufenthaltsdauer um mehr als einen Tag verkürzt und bei den Ausgaben vor Ort gespart. Von allen Österreichern, die nicht verreisten, verbrachte fast jeder zweite (47 Prozent) auf Grund finanzieller Ursachen den Haupturlaub zu Hause.

Trend zu Nahzielen

Zellmann spricht von einem allgemeinen Trend zu Nahzielen, der eine spontanere Wahl der Destinationen erlaubt. Es gebe zwar eine größere Flexibilität sowohl im Buchungsverhalten als auch bei der Umsetzung des Reisewunsches in die Reisewirklichkeit, die Urlaubsziele der Österreicher seien aber im Kern sehr beständig. "Wir sind Gewohnheitstiere", erläutert der Tourismusforscher, das Haupturlaubsverhalten sei überraschend gleich geblieben. Man könne vielmehr nur von einem wahlweisen Destinationswechsel innerhalb konstanter Urlaubsziele sprechen.

Feststellbar sei eine kurzfristigere Urlaubsplanung, die sich im Mittel bei zwei Monaten bewege - eine Herausforderung an Reiseveranstalter und Reisebüros, sich auf das veränderte Buchungsverhalten einzustellen. In den nächsten Jahren sieht Zellmann "vollkommen andere Entscheidungsgrundlagen", aufgrund dessen die Reisenden ihre Urlaube planen und umsetzen.

Keine großen Schwankungen sieht Zellmann bei der Vorliebe der Österreicher für den Mittelmeerraum (70 Prozent) und dem Trend zum klassischen Sonnen- und Strandurlaub. Auch die Zahl derer, die Urlaubsreisen innerhalb Österreichs bevorzugen, würde sich konstant bei etwa 20 Prozent bewegen. Auf nur etwa zehn Prozent der Österreicher konzentriere sich der Fernreisemarkt.

Im Reiseverhalten selbst könne man keine eindeutigen altersspezifischen Unterschiede mehr ablesen. Wohl aber müsse man davon ausgehen, dass sich die 55-Plus-Generation bei der Flexibilität den Jüngeren annähere. Die heutigen Mitfünfziger seien bereits durch die Erlebnis- und Freizeitorientierung geprägt, was sie "weniger kalkulierbar" für den Reisemarkt mache. Die individuelle, spontane Reisetätigkeit als Privileg eines jungen Reiseklientels entspreche nicht mehr den Fakten, erläutert Zellmann.

Konservativ bei Kulturreisen

Auch bei den Kulturreisen verhält sich Österreich konservativ. So bleibt das Interesse an klassischen Kultur- und Bildungsurlauben weiterhin auf eine mittlere Bildungs- und Einkommensschicht beschränkt.

Zellmann verwies auf die vergleichsweise kleine Gruppe von Österreichern (13 Prozent), die sowohl einen Sommer- als auch einen Winterurlaub im Jahr absolvieren. "Qualitätstourismus muss man sich leisten können", kritisiert der Tourismusforscher den postulierten Trend zum 4- und 5-Sterne-Segment in der Hotellerie. "Es gibt ein großes Klientel für 25 Euro-Hotels."

Ohne die 2- und 3-Stern-Kategorie würden sich 87 Prozent der Österreicher ihren Urlaub nicht finanzieren können. Letztlich gebe die Preisgünstigkeit bei der Mehrzahl den Ausschlag ebenso wie das "ganz persönliche Preis-Leistungsverhältnis" bei der Wahl der Destination. 90 Prozent seien mit der Wahl ihres Urlaubszieles sehr zufrieden, so die Analyse der IFT-Studie. (apa/red)