Die aktuelle Analyse zum Reiseverhalten der Österreicher zeigt, dass Kroatien von der guten Erreichbarkeit mit dem Auto und den günstigen Urlaubsnebenkosten profitiert. Diese Faktoren haben eine Wende im Konkurrenzkampf der beiden Staaten Kroatien und Türkei um den 3. Platz der beliebtesten Auslandsdestinationen der Österreicher herbeigeführt.
War Kroatien in den 80er und Anfang der 90er Jahre Boomland für
Österreichs Reiselustige, so hat die Türkei durch den Balkankrieg
eindeutig gewonnen. Nun haben umgekehrt die Unruheherde im Nahen
Osten, besonders im Irak, negativen Einfluss auf die touristische
Attraktivität des Landes. Aber auch Spanien, das eine ähnliche
Besucherentwicklung aus Österreich wie die Türkei aufweist, ist von
Kroatien deutlich abgehängt worden.
Finanzierbarkeit ist wichtigster Entscheidungsgrund
Die Finanzierbarkeit ist laut Repräsentativumfrage des IFT mit Abstand die wichtigste Entscheidungsgrundlage für die tatsächliche Realisierung von Urlaubsplänen, sowohl was das Reiseverhalten als auch die Wahl der Destination betrifft. Damit sei Kroatien stark im Vorteil gegenüber Ländern, wo Flugkosten mit in die Planung einberechnet werden müssten.
Generell gilt, dass zwar wenn möglich nicht auf den Urlaub
verzichtet wird, wohl aber wird die Aufenthaltsdauer um mehr als
einen Tag verkürzt und bei den Ausgaben vor Ort gespart. Von allen
Österreichern, die nicht verreisten, verbrachte fast jeder zweite (47
Prozent) auf Grund finanzieller Ursachen den Haupturlaub zu Hause.
Trend zu Nahzielen
Zellmann spricht von einem allgemeinen Trend zu Nahzielen, der eine spontanere Wahl der Destinationen erlaubt. Es gebe zwar eine größere Flexibilität sowohl im Buchungsverhalten als auch bei der Umsetzung des Reisewunsches in die Reisewirklichkeit, die Urlaubsziele der Österreicher seien aber im Kern sehr beständig. "Wir sind Gewohnheitstiere", erläutert der Tourismusforscher, das Haupturlaubsverhalten sei überraschend gleich geblieben. Man könne vielmehr nur von einem wahlweisen Destinationswechsel innerhalb konstanter Urlaubsziele sprechen.
Feststellbar sei eine kurzfristigere Urlaubsplanung, die sich im Mittel bei zwei Monaten bewege - eine Herausforderung an Reiseveranstalter und Reisebüros, sich auf das veränderte Buchungsverhalten einzustellen. In den nächsten Jahren sieht Zellmann "vollkommen andere Entscheidungsgrundlagen", aufgrund dessen die Reisenden ihre Urlaube planen und umsetzen.
Keine großen Schwankungen sieht Zellmann bei der Vorliebe der Österreicher für den Mittelmeerraum (70 Prozent) und dem Trend zum klassischen Sonnen- und Strandurlaub. Auch die Zahl derer, die Urlaubsreisen innerhalb Österreichs bevorzugen, würde sich konstant bei etwa 20 Prozent bewegen. Auf nur etwa zehn Prozent der Österreicher konzentriere sich der Fernreisemarkt.
Im Reiseverhalten selbst könne man keine eindeutigen
altersspezifischen Unterschiede mehr ablesen. Wohl aber müsse man
davon ausgehen, dass sich die 55-Plus-Generation bei der Flexibilität
den Jüngeren annähere. Die heutigen Mitfünfziger seien bereits durch
die Erlebnis- und Freizeitorientierung geprägt, was sie "weniger
kalkulierbar" für den Reisemarkt mache. Die individuelle, spontane
Reisetätigkeit als Privileg eines jungen Reiseklientels entspreche
nicht mehr den Fakten, erläutert Zellmann.
Konservativ bei Kulturreisen
Auch bei den Kulturreisen verhält sich Österreich konservativ. So bleibt das Interesse an klassischen Kultur- und Bildungsurlauben weiterhin auf eine mittlere Bildungs- und Einkommensschicht beschränkt.
Zellmann verwies auf die vergleichsweise kleine Gruppe von Österreichern (13 Prozent), die sowohl einen Sommer- als auch einen Winterurlaub im Jahr absolvieren. "Qualitätstourismus muss man sich leisten können", kritisiert der Tourismusforscher den postulierten Trend zum 4- und 5-Sterne-Segment in der Hotellerie. "Es gibt ein großes Klientel für 25 Euro-Hotels."