Entgegen landläufiger Meinung bildet die Industrie seit 1999 kontinuierlich mehr Lehrlinge aus. Eine Sensibilisierungskampagne der IV hat dazu nicht unwesentlich beigetragen. Jetzt geht es um die weitere Attraktivierung für die Lehrlingsausbildung: Berufsreifeprüfung, Ausbau qualitativ hochwertiger Lehrberufe (z.B: Industrieberufe), modulares Ausbildungssystem und niederschwellige Berufsbildungsangebote sind Beispiele. Erzwungene Solidaritätsopfer sind der falsche Weg.

Die Industrie leistet - entgegen landläufiger Meinung - einen beachtlichen Beitrag für die Lehrlingsausbildung. Industrielle Unternehmen bieten hohe Qualität in der Lehrlingsausbildung und investieren überdurchschnittlich in die Qualifikation der Jugend. Ein Beweis dafür sind nicht zuletzt die seit 1999 trotz nicht leichter konjunktureller Situation steigenden Lehrlingszahlen in der Industrie. Aktuell haben beispielsweise - nicht zuletzt einem Aufruf der Industriellenvereinigung folgend - eine Reihe von Unternehmen zusätzlich Lehrlinge aufgenommen. Zu diesen Betrieben gehört die Telekom Austria, die um mehr als 70 Prozent mehr Lehrlinge aufnimmt, dazu gehört der Verbund, der doppelt so viele Lehrlinge wie eigentlich für den Eigenbedarf benötigt, aufnimmt, dazu gehört beispielsweise die Kärntner Hirsch-Gruppe, die ihre Lehrlingsanzahl jetzt im Herbst verdoppelt.

Dazu gehört aber auch die Salzburger Industrie, die durch eine beispielhafte Aktion der IV Salzburg und der Landessparte nicht weniger als 60 Prozent mehr Lehrstellen in der Industrie schafft.

Die Investitionen der Industrie in die Lehrlingsausbildung betragen mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr. Den Unternehmen ist bewusst, dass durch die demografische Entwicklung in absehbarer Zeit mit einem weiteren Fachkräftemangel zu rechnen ist.

Was kann in diesem Zusammenhang helfen, zusätzliche Attraktivität für ausbildende Betriebe zu schaffen? Sinnvolle Maßnahmen sind:

  • Sicherung der Basiskompetenzen, insbesondere der Kulturtechniken und Sozialkompetenzen - in den vorgelagerten Bildungsstufen als Voraussetzung für gelungene Integration in Betrieben.

  • Der Bildungsweg "Lehre und Matura" (Berufsmatura) soll als Ausbildungsalternative für praxisorientierte Lerntypen, die in der rein schulischen Umgebung schwer Lernmotivation finden, nicht verschult werden.

  • Etablierung eines neuen (Aus-)Bildungspfades von der dualen Ausbildung hin zum tertiären Bildungssystem, in dem Bildungsabschlüsse eine formal ähnliche Anerkennung erhalten wie im Hochschulbereich (z.B. „Industrietechniker“ oder „Höher-Qualifizierte Fachkraft“

  • Wenig sinnvoll - gerade angesichts der steigenden Lehrlingszahlen in der Industrie - ist es, durch angedachte Zwangsmaßnahmen zusätzliche Lehrlingsbeschäftigung schaffen zu wollen.

Entwicklung der Lehrlingszahlen in der Industrie 1997-2004

1997    13.973 
1999    14.275 
2001    14.905 
2003    15.338 
2004    15.481 
Quelle: ibw