Santiago de Chile - Gegen den Gründer der früheren Deutschen-Siedlung "Colonia Dignidad" im Süden Chiles, Paul Schäfer, und drei weitere ehemalige Führungsmitglieder laufen nun auch Ermittlungen wegen Waffenschmuggels. Der Richter Jorge Zepeda wirft Schäfer sowie Karl van den Berg, Kurt Schnellenkamp und Hartmut Hopp einen Verstoß gegen das Waffengesetz und den illegalen Handel mit Waffen vor.

Am 14. Juni war auf dem Gelände der früher sektenartig organisierten Siedlung ein unterirdisches Waffenlager mit Raketenwerfern sowie Maschinengewehren gefunden worden. Es war das größte jemals in Chile entdeckte private Waffenarsenal. Die Zahl und Art der Waffen lasse darauf schließen, dass von der Anlage aus Waffenhandel betrieben worden sei, berichteten chilenische Medien unter Berufung auf den Richter.

Die "Colonia Dignidad" war 1962 von Schäfer gegründet worden, der wie ein Diktator über die Siedler herrschte. Die Anlage war ein Staat im Staate, und während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) soll sie auch als Folterzentrum gedient haben. Schäfer, dem auch sexueller Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen wird, sitzt seit seiner Verhaftung im März bei Buenos Aires und einer sofortigen Abschiebung nach Chile in Untersuchungshaft. (APA/dpa)