Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters

Andreas Sax, neuer Geschäftsführer von Vier Pfoten Österreich

Foto: Vier Pfoten
Wien – Tierversuche für Kosmetika sind seit 2004 europaweit verboten. Aber das ist sozusagen nur die halbe Miete für die Tiere, denn von diesem Verbot werden nur die Endprodukte erfasst. Ob aber für die verwendeten Inhaltsstoffe Tiere in eine Testreihe kamen, wusste – bisher – kein Mensch. Die erste "Positivliste", in der wirklich tierversuchsfreie Produkte aufgelistet sind, wurde Montag, am Tag vor dem Welttierschutztag, von der Organisation "Vier Pfoten" präsentiert. Das Logo "Humane Cosmetic Standard" (HCS) soll garantieren, dass die gelisteten Firmen "alles in ihrer Macht stehende tun, um Tierversuche für Ihre Schönheit zu verhindern".

Die "KosmEthik"-Kampagne von "Vier Pfoten" ist gleichzeitig Start für eine neue Ausrichtung der Tierschutzorganisation. "Sie ist Teil der Linie, die ich gehen will", erläutert Andreas Sax (36), der dieser Tage nach einem Dreivierteljahr des Interregnums zum neuen Geschäftsführer von "Vier Pfoten Österreich" bestellt wurde. "Es geht nicht mehr nur darum, zu sagen, dass Tierversuche schrecklich sind, sondern um ein vernetztes Vorgehen", erläutert Sax im STANDARD-Gespräch. "Wir wollen auch Konsumenten aufklären, ihnen Lösungen anbieten – und gleichzeitig den Handel in die Pflicht nehmen. Wenn Konsumenten und Einzelhändler mitspielen, entsteht Druck auf die Produzenten."

"Obszöne" Preise

Ähnlich soll auch in anderen Bereichen vorgegangen werden. In der Tierhaltung etwa gelte es "nach dem kurzen Jubel über das gute Tierschutzgesetz, die politischen Schrauben weiter nachzuziehen. Es gibt nach wie vor gewaltige Lücken." Gleichzeitig "werden wir versuchen, gemeinsam mit den Bauern die Situation zu verbessern". Und die Konsumenten aufzuklären: "Es ist obszön, dass ein Kilo Schnitzel heute in der Relation um ein Vielfaches günstiger ist als noch vor 30 Jahren." Qualität, die auch eine ordentliche Haltung der Tiere ermöglicht, habe eben seinen Preis: "Das Sonntagsschnitzel darf in diesem Sinne ruhig wieder Realität werden."

Neben Tierhaltung oder Tiertransporten soll etwa der steigende Import von Exoten in nächster Zeit thematisiert werden, "die werden zum Luxusgut des kleinen Mannes". Bei all dem müsse man "immer auch den internationalen Fokus sehen" – und da sei es von großem Vorteil, "dass wir Teil einer internationalen Organisation mit der Homebase in Österreich sind".

Das Ziel des gebürtigen Steirers und studierten Ökologen: "Dass Österreich fairer und gesünder lebt. Fairer für die Tiere – gesünder für uns alle." (DER STANDARD-Printausgabe, 04.10.2005)