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Die Industriegruppe A-Tec von Mirko Kovats (re.) und Ronny Pecik (li.) legt in den nächsten Wochen eine 100-Millionen-Euro-Unternehmensanleihe auf.

Foto: APA/Epa/Flueeler
Wien - Die Industriegruppe A-Tec von Mirko Kovats und Ronny Pecik legt in den nächsten Wochen eine 100-Millionen-Euro-Unternehmensanleihe auf. Der am Freitag publizierte 150-seitige Prospekt dafür gewährt erstmals tiefere Einblicke in das geheimnisumwitterte Unternehmen. So betätigt sich die mit relativ bescheidenem Eigenkapital ausgestattete Industriegruppe über Darlehen auch als Financier des Übernahmevehikels von Kovats, der Victory Industriebeteiligung. Von entscheidender Bedeutung für die Gewinnrechnung 2004 der A-Tec waren Einmalerträge sowie veränderte Bilanzierungsgrundsätze.

Der A-Tec-Eigenkapitalanteil (Eigenmittel inkl. fremde Minderheitsgesellschafter/Bilanzsumme) lag Ende 2004 bei 10,8 Prozent, das Eigenkapital betrug bei einer Bilanzsumme von 830 Mio. rund 90 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die mittlerweile von Siemens übernommene VA Tech hatte 2004 eine Aufstockung mit dem Argument betrieben, dass ihre damalige Kapitaldecke von 13,3 Prozent zu dünn sei, um ein höheres Wachstum zu erlauben. Die Eigenmittelquote der Andritz AG, eines anderen Anlagenbauers, lag Ende 2004 mehr als doppelt so hoch bei 23 Prozent.

Der Eigenmittelanteil der A-Tec sei "nicht berauschend", meinte dazu ein von der APA befragter Bilanzierungsexperte. "Das Entscheidende ist aber nicht, ob ein gewisser Schwellenwert beim Eigenkapital erreicht wird." Für den Anleger sei die Zeichnung der A-Tec-Anleihe "schon ein Risiko". Dieses bestehe in der Frage, ob die operativen Firmen nachhaltig genügend Cash generierten, damit den Verbindlichkeiten nachgekommen werden könne.

Ein anderer Fachmann meinte gegenüber der APA sinngemäß, dass dem vorhandenen Risiko wohl eher eine Aktie entspreche, bei der auch die Gewinnchancen höher seien. Zeichner von Anleihen von Dachgesellschaften würden gegenüber den Gläubigern der nicht-operativen Töchter sowieso benachteiligt, das habe sich auch bei der Insolvenz des Baukonzerns Maculan gezeigt.

Wie vergleichbare Unternehmen, die viel einkaufen und vorfinanzieren müssen, sitzt auch A-Tec auf hohen kurzfristigen Verbindlichkeiten (534 Mio. Euro), zum Stichtag hatte sie Ende 2004 einen der als besonders teuer geltenden Kontokorrentkredite in Höhe von 104 Mio. Euro laufen. Ein Teil des geplanten Bonds soll laut Prospekt daher auch zur "Rückführung von Bankkrediten" verwendet werden.

Am Stichtag Ende 2004 habe die A-Tec eine hohe Liquidität (136 Mio. Euro) ausgewiesen, sagte ein Experte. Andererseits habe das Unternehmen bei seinem rasanten Wachstum offenbar hohe Zahlungsverpflichtungen bzw. -vorhaben angehäuft. Neben zahlreichen bereits bekannten Investitionsvorhaben wird laut Anleihe-Prospekt

- in Zürich gerade um 50 Mio. Euro ein Bürogebäude in die Höhe gezogen, das als Heimstätte für A-Tec-Betriebe dienen soll - ein möglicher Hinweis auf eine Verlegung des A-Tec-Konzernsitzes in die Schweiz nach einer Verschmelzung mit Unaxis.

- Für die Anfang 2004 erworbene spanische Babock Borsig werden bis Ende 2006 weitere 40 Mio. Euro an Investitionen fällig; einen Teil davon hofft man, vom Königreich Spanien zurückzubekommen.

- Ein nicht genannter hoher Betrag muss bis Mitte 2006 für die mehrheitliche Übernahme beim asiatischen Motorenproduzenten Lindeteves-Jacoberg locker gemacht werden. Dieses Vorhaben sei ebenso wie der Bürobau in Zürich "in hohem Maß für die Bewertung der Solvenz (der A-Tec) relevant", heißt es im Prospekt ohne nähere Erläuterung.

Neue Bilanzierung und Einmaleffekte

Die A-Tec-Gewinn-Rechnung des vergangenen Jahres weist ein Vorsteuerergebnis von 27,3 Mio. Euro aus, das sich beinahe verdreifacht hat und damit ähnlich stark gewachsen ist wie der Umsatz (2004: 724 Mio. Euro).

Die starke Gewinnsteigerung gegenüber 2003 gründet im Wesentlichen aber nicht auf einem besonders lebhaften Geschäft, sondern auf Veränderungen bei der Bilanzierung sowie auf einen Einmaleffekt. Dies geht aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) hervor. Für Unternehmenskäufe nach dem 31. März 2004 wird neuerdings der so genannte "negative Firmenwert" (Differenz zwischen Anschaffungswert und Marktwert) gleich ergebniswirksam verbucht. Der Hintergrund: Angeschlagene Unternehmen werden von Sanierern oft billig eingekauft, dafür müssen z.B. Investitionen oder Jobs zugesagt werden. Daraus entstehen Aufwendungen bzw. Verluste.

Bisher hatten die A-Tec-Finanzer die Differenz zwischen Buchwert und Marktwert "abgegrenzt", um die Posten auflösen zu können, sobald die Aufwendungen schlagend werden. Nach den neuen Regeln wird die Differenz bei den Neuerwerbungen sofort in die GuV gehoben. Allein wegen dieser Umstellung hat die A-Tec 2004 um 19,8 Mio. Euro mehr Gewinn erzielt als sie ohne sie gemacht hätte. Um diesen Posten bereinigt, wäre das operative Ergebnis (Ebit) 2004 nur knapp positiv ausgefallen.

Dazu kommt das Phänomen, dass die "Restrukturierung" der spanischen Babcock Borsig nicht Kosten, sondern zunächst Erträge erzeugt hat - mehr als 12 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Die spanische Staatsholding SEPI war offenbar so froh, einen Investor gefunden zu haben, dass sie laut Prospekt die Sanierung mit bisher mehr als 110 Mio. Euro finanziert hat. Die 12 Mio. Euro, die davon als Ertrag in die A-Tec-Gewinnrechnung einfließen, müssen in der Gewinnrechnung freilich als "nicht wiederkehrendes Ergebnis" verbucht werden.

Die A-Tec Industries AG (7.200 Mitarbeiter), die zu mehr als 50 Prozent von der M.U.S.T-Privatstiftung von Kovats kontrolliert wird, hat auch zum Wachstum des Kovats-Imperiums beigetragen, geht aus dem Prospekt ferner hervor. 10 Mio. Euro hat sie erst heuer als Darlehen an die Kovats Takeover-Gesellschaft Victory vergeben, für weitere 11,3 Mio. Euro hat sie "zu Veranlagungszwecken" Genussscheine der Victory gezeichnet. In beiden Fällen ist kaum mit einem Rückfluss vor Ende 2006 zu rechnen. (APA)