Karikatur: Oliver Schopf
Ein kleines Stück Italien liegt in Graz. Dort stehen sich am Franziskanerplatz die Lokale "Don Camillo" und "Peppone" gegenüber. Im einen hängt ein Kruzifix an der Wand, im anderen eine Plakette der Kommunistischen Partei Italiens.

Ob die Spitzenkandidatin der Grünen, Ingrid Lechner- Sonnek, ihr letztes Pressegespräch im Wahlkampf bei "Don Camillo" führte, weil man auf die Stimmen jener hofft, die Angst vor der "roten Gefahr" haben? "Wir sind froh, dass wir hier sind", erklärte Lechner-Sonnek.

Polenta-Geschenke

Vor dem Büro der Grünen hatte sich das BZÖ mit lauter Musik und Polenta-Geschenken aufgepflanzt. Doch das orange Bündnis wird laut Umfragen den Grünen kaum in die Quere kommen. Bundesparteichef Alexander Van der Bellen und seine Stellvertreterin, Eva Glawischnig, waren Freitagmorgen mit von der Partie, schließlich geht es um viel: Für Grüne und Kommunisten scheint der dritte Platz und damit ein sicherer Sitz in der steirischen Proporzregierung in Reichweite. Während die zwei anderen Regierungsparteien wie immer ÖVP und SPÖ heißen dürften, könnten ihnen künftig erstmals Grüne oder KPÖ Gesellschaft leisten.

Selbstbedienungsladen

"Ich will gar nicht drumherumreden", begann Van der Bellen: "Ich bitte die Steirerinnen und Steirer sehr, uns ihre Unterstützung zu geben." Ölkrise, die Situation der Unis und die wachsende Armut seien Bestätigungen für den Weg der Grünen. Lechner-Sonnek bezeichnete die Landesregierung als "Selbstbedienungsladen", in dem sie den Großen auf die Finger schauen wolle. "Mit einem Kaltenegger an der Wursttheke dieses Ladens ändert sich nichts."

Arte im "Landhauskeller"

Kaltenegger empfing die Medien wenig später nicht im "Peppone", sondern im "Landhauskeller". Auch der TV- Sender Arte war gekommen. Dort will man nach der Wahl ein Porträt des Kommunisten, der mit christlichen Slogans wie "Geben statt nehmen" in die Wahlschlacht ging, ausstrahlen. Auch die KPÖ will im Falle eines Regierungssitzes für Kontrolle stehen. Außerdem würde man, wie im Gemeinderat, mindestens die Hälfte der Gehälter der Landespolitiker an soziale Einrichtungen spenden.

Abgeordneter will Kaltenegger auf jeden Fall werden, ob er aber persönlich einen Regierungssitz einnehmen würde, und damit auf jenen im Stadtsenat verzichten würde, wisse er nicht: "Das wird in der Partei abgestimmt." Sicher sei nur, dass die KPÖ keinen VP-Landeshauptmann wählen werde: "Auch wenn wir keine Kolchosen in der Steiermark haben wollen, liegen Welten zwischen uns."

"Völlig anders abschneiden"

Das gilt auch für Gerhard Hirschmann, der glaubt, dass seine Liste "sicher völlig anders abschneiden wird als die Umfragen" vorhersagen. Hirschmann zieh die Medien, Klasnic und Voves als "Giganten" und Kaltenegger als "Erlöser" aufgebaut zu haben: "Bedauerlich, dass die Gedankenarbeit, die wir geleistet haben, zugedeckt wurde von einem Wahlkampf, der mit Inhalt nichts zu tun haben wollte." (DER STANDARD, Printausgabe 1./2.10.2005)