Innsbruck - Nach dem Tauziehen um den umstrittenen Entwicklungsplan steht nun an der Uni Innsbruck der nächste Konflikt ins Haus: Am Mittwoch segnete der Unirat das Auswahlverfahren ab, das für den Fall eingeführt werden soll, dass die Studierendenzahlen die Kapazitätsgrenzen der Uni überschreiten. Die ÖH wirft nun der Unileitung vor, den Zugang zu drei Fächern "illegal zu beschränken".

Von Auswahlverfahren betroffen wären laut dem Beschluss nämlich nicht nur die Betriebswirtschaft, sondern auch die Studienrichtungen Wirtschaftswissenschaften, Volkswirtschaft und Wirtschaftspädagogik. Im Gesetz aber, das den Unis die Einführung von Aufnahmeprüfungen erlaubt, sind diese Studienrichtungen aber nicht explizit aufgeführt.

"Sonderfall"

Eva Bänninger-Huber, Vizerektorin für Lehre und Studierende, begründet diese Ausweitung der Auswahlverfahren auf die genannten Studienrichtungen damit, dass die Wirtschaftschaftswissenschaften "einen Sonderfall" darstellten. Der erste Studienabschnitt mit der Studieneingangsphase der Studienrichtungen Internationale Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik sei beinahe ident. Deshalb wolle man verhindern, dass Studierende die Auswahlverfahren in Betriebswirtschaftslehre umgehen, indem sie Ausweichstudien belegen und zu einem späteren Zeitpunkt auf Betriebswirtschaftslehre wechseln.

Nicht Titel, sondern Inhalt zählt

In der Öffentlichkeitsabteilung der Uni Innsbruck beruft man sich auf eine Rechtsauskunft des Ministeriums, wonach diese Beschräkungen möglich wären. Der künftige Sektionschef Friedrich Faulhammer bestätigt, der Uni Innsbruck eine Rechtsauskunft gegeben zu haben. Der Inhalt jedoch war ein anderer: "Wir haben ihnen die Rechtslage dargelegt, nämlich dass es bei den Studienrichtungen nicht auf den Titel eines Faches ankommt, sondern auf den Inhalt", erklärt Faulhammer gegenüber derStandard.at/Uni.

Dies bedeute, dass die Studienrichtungen nicht exakt den gleichen Namen haben müssen, um beschränken zu dürfen, sondern die gleichen Studieninhalte wie die deutschen Fächer. "Nehmen wir das Beispiel Internationale Wirtschaftswissenschaften: Das ist nur eine besonders bezeichnetes Betriebswirtschaftsstudium." Was zähle, sei die mögliche Betroffenheit von einem möglichen Ansturm von sogenannten "NC-Flüchtlingen" aus Deutschland.

Dass die Uni Innsbruck aber argumentiere, mit dem Beschluss verhindern zu wollen, dass Studierende das Aufnahmeverfahren in BWL umgehen, will Faulhammer noch nicht kommentieren: "Das müsste man sich ansehen, wenn es deshalb eine Beschwerde gibt."

"Unsere Reaktion wird heftig sein"

"Unsere Reaktion darauf wird heftig sein", meint Isabella Krainer vom ÖH-Vorsitzteam an der Uni Innsbruck im Gespräch mit derStandard.at/Uni und kündigt "massive Proteste" an. Ihre Befürchtung: "Da entsteht ein Dominoeffekt und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Pädagogik auch betroffen ist." Diese Sorge hält Faulhammer für überzogen, da dafür eine Gesetzesänderung nötig wäre: "Die Studienrichtung Pädagogik ist im Gesetz nicht vorgesehen und es ist auch nicht geplant, das zu verändern", betont er.

Entscheidung am 15. Oktober

Am 15. Oktober will die Uni Innsbruck für die Wirtschaftswissenschaften vorab entscheiden, ob auf Grund der Studierendenzahlen die Einführung von Auswahlverfahren notwendig ist. Bei den Studienrichtungen Biologie, Pharmazie und Psychologie wird das Ende der Nachinskription am 30. November abgewartet.

Nach derzeitigem Stand seien Auswahlverfahren für die Studienrichtungen Biologie, Pharmazie und vor allem Psychologie nicht mehr auszuschließen. Sollte die Studierendenzahl in den betroffenen Fächern unsere Kapazitätsgrenzen tatsächlich deutlich überschreiten, sei die Uni vorbereitet, erklärte Bänninger-Huber. Für Wirtschaftswissenschaften sehr unwahrscheinlich

Vor allem im Bereich der Wirtschaftswissenschaften aber sei die Einführung eines Auswahlverfahrens sehr unwahrscheinlich. In dieser Woche hätten bereits die Studierenden der Wirtschaftswissenschaften ihr Studium aufgenommen, die Zahl der Studienanfänger sei hier deutlich unter den Kapazitätsgrenzen. Für Faulhammer ist die ganze Debatte deshalb auch eher eine akademische: "Sieht man sich die Zahlen an, etwa in Salzburg, so ist der befürchtete Ansturm Gott sei Dank ausgeblieben und beschränkt sich in erster Linie auf die Medizinunis und hier sind wir bemüht, eine Lösung zu finden." (APA/sof)