Der Naturschutzbund Österreich hat die "Mostbirne" zur Art des Monats Oktober erkoren.

Foto: Naturschutzbund/Johannes Gepp
Salzburg/Wien - Die alten heimischen Obstarten sind nicht nur Bewahrer unserer Jahrtausende alten Kultur, sondern auch oft viel gesünder als "neue" Arten, da sie unserem Klima besser angepasst und widerstandsfähiger gegen heimische Schädlinge sind. Darauf weist der Naturschutzbund Österreich anlässlich der Auswahl der "Mostbirne" - stellvertretend für alle alten Obstsorten - zur Art des Monats Oktober. Deshalb sei der Einsatz von Herbiziden, Funghiziden und ähnlicher Chemie in den meisten Fällen unnötig. Zudem bilden die Obstsorten für viele Tiere die Basis zum Überleben.

Pracht

Im Herbst können bis zu 1000 kg Mostbirnen von einem einzigen Baum geerntet werden. Im Frühjahr entfalten die Mostbirnbäume ihre ganze Pracht. Unzählige blühende Bäume überziehen das sanft wellige Hügelland der Voralpen und bieten unzähligen Tieren Schutz und Nahrung. Die Ur-Ahnin der Mostbirne ist die Wild- bzw. Holzbirne, die schon vor ca. 6000 bis 8000 Jahren vom Balkan kommend in die Urwälder einwanderte. Holz und Frucht des Mostbirnbaumes gedeihen im Alpenvorland geradezu optimal, nur wenige andere Bäume erschließen die außerordentlich schweren, aber auch nährstoffreichen Böden des Flysches und der Molasse so erfolgreich.

Pflanzengenetische Untersuchungen haben die Vermutung bestätigt, dass das Gebiet zwischen dem Hausruck in OÖ und der Traisen in NÖ die ursprüngliche Heimat des Mostbirnbaumes gewesen sein muss. Jahrhunderte lange Züchtungen und Kreuzungen haben aus der Wildbirne eine Vielzahl verschiedener Mostbirnsorten entstehen lassen, alleine in Österreich gibt es über 200 unterschiedliche Typen.

Teil unserer Kulturlandschaft

Noch vor einigen Jahrzehnten waren alle Anger, Feldraine und Straßen mit Obstbäumen gesäumt. Gerade die Streuobstwiesen prägten maßgeblich das (Ideal-)Bild unserer "Kulturlandschaft". Streuobstbau ist per Definition eine Form des Obstbaus, bei dem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen meist "verstreut" in der Landschaft und weisen mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten eine enorme Artenvielfalt auf – Steinkauz, Wendehals und Grünspecht sind typische, heute aber leider schon sehr seltene Bewohner dieser "Obstwiesen".

In den 1950er bis 70er Jahren entwickelte sich unsere Kulturlandschaft in Richtung einer "Produktionslandschaft", viele Obstbäume fielen Rodungen zum Opfer. Seit Anfang der 1980er Jahre bemühen sich Naturschützer, Landwirte und öffentliche Hand wieder verstärkt um den Schutz und die Förderung der Streuobstbestände. Der aktuelle Trend hin zu einer Extensivierung der Landbewirtschaftung hat dieser Form des Obstbaus zu einer Renaissance verholfen.

Stadt

Beinahe unbemerkt haben sich in den letzten Jahren in Stadtnähe landwirtschaftliche Betriebe etabliert, die mitunter sogar innovativer, verbrauchernäher und ökonomisch effizienter als ihr ländliches Pendant sind. Die Bedeutung dieser "urbanen Landwirtschaft" geht jedoch weit über die bloße Nahrungsmittelproduktion hinaus. Stadtbauern pflegen die Landschaft der Stadtränder, bewahren historische Baustrukturen wie Gehöfte und Zäune und tragen damit zum charakteristischen Landschaftsbild unserer Städte bei. Abgemähte Wiesen, Stoppelfelder und das Wegenetz stehen den Stadtbewohnern für ihre vielfältigen Freizeitaktivitäten zur Verfügung.

Eine herausragende Bedeutung hat die "ökologische Schutz- und Ausgleichsfunktion" der städtischen Landwirtschaft. Speziell die Grüngürtel der Städte verzahnen mit ihren Wiesen, Obstbäumen, Hecken und Kleingewässern die Siedlungen mit ihrem Umfeld und sind Voraussetzung für das Überleben zahlreicher wild lebender Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus tragen sie zu einer wesentlichen Verbesserung der Luftqualität und des Kleinklimas der Stadt bei. (red)