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Die Vorarlberger haben im heimischen Handel nun flächendeckend das Sagen. Der Dornbirner Gerhard Drexel, der Mann an der Spitze der Spar-Organisation, ist Mitglied einer der schwerreichen Eigentümerfamilien des Handelskonzerns.

Martin Lenz, Sohn eines früheren Vorstandes der Dornbirner Textilfabrik F. M. Hämmerle, fand erst nach vielen Stationen in Industrie und Handel zu Rewe Austria (Billa, Merkur, Bipa, Mondo/Penny und Emma).

Lenz wird als Österreicher bewusst an die Spitze eines deutsch-österreichischen Führungsquintetts gestellt, denn Erzfeind Spar streicht immer wieder hervor, dass man ein Unternehmen im österreichischen Besitz sei, während Billa und Co 1996 von Gründer Karl Wlaschek an den drittgrößten Lebensmittelhändler Europas mit Sitz in Köln verkauft wurden und daher "ausländisch" wären. Veit Schalle, bis Ende Juli alleiniger starker Mann bei Rewe Austria, hegte neben einigen anderen Gründen auch deswegen eine tiefe persönliche Animosität gegen Spar.

Aber die Zeiten sind vorbei: Schalle war ein in der Wolle gefärbter Handelsmann, als Wlaschek-Schützling in der Öffentlichkeit sehr spröde. Lenz ist eher der klassische Managertyp, der bisher schon sehr viele Spitzenfunktionen innehatte. Nach dem Studium der Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien landete der heute 55-Jährige bei Elektra Bregenz, dann als Finanzchef bei der Johnson-&-Johnson-Kosmetiktochter Greiter in der Schweiz, übernahm dann diese Funktion beim Strumpfhersteller Wolford in Bregenz.

Erstmals Vorstandschef wurde Lenz beim Versandhaus Quelle in Linz - wo er massiv Jobs abbauen musste. 1997 wurde er Vorstandssprecher beim damals sanierungsbedürftigen Faserkonzern Lenzing. Er hielt sich aber nur neun Monate, denn der als ruhig, überlegt-bestimmt, aber umgänglich geltende Lenz unterlag im Machtkampf dem damaligen Kovorstand Jochen Werz (heute beim Gasmotorenhersteller Jenbacher).

Mit dem vorzeitig versilberten Vorstandsvertrag machte er kurz Pause. Nach einem Intermezzo beim Freizeitmöbelhersteller Steiner wurde er Chef beim Mischkonzern Vogel & Noot. Seit 2003 war er schließlich CEO beim Verkehrssicherheitsanbieter Swarco in Wattens.

"Ich will Karriere machen", bekannte Lenz anno 1997. Bei Rewe Austria ist er nun nicht Vorstandschef, sondern Vorstandssprecher. So viel Macht wie zu Schalles Zeiten wollten die Deutschen nicht mehr in einer Hand konzentrieren.

Aber der Job ist knochenhart: Von Wiener Neudorf aus muss - neben dem Kampf gegen Spar und die Diskonter - die Osteuropa-Expansion geführt werden. Der verheiratete und kinderlose Hunde- und Oldtimerfreund wird Standfestigkeit zeigen müssen. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.09.2005)