Porsche, schnell und profitabel, kann künftig Tante VW, derzeit etwas außer Atem, wieder nach vorne ziehen.

Foto: Werk, Montage: Otto Beigelbeck
Porsche war Anfang der 90er-Jahre noch ein Sanierungsfall. Heute sind die Schwaben Nummer eins der Autobranche bei der Profitabilität. Und treten als solcher beim krisengeschüttelten Konzern Volkswagen als Retter auf. Wenn das bisher schützende VW-Gesetz aufgehoben wird, kann kein fremder Konzern mehr die Wolfsburger, immerhin größter Hersteller Europas und wichtigster Geschäftspartner Porsches, feindlich übernehmen.

Zwei Tage ist der Knalleffekt verhallt, nun schießen Spekulationen über gemeinsame Fahrzeug-Projekte zwischen den beiden Autoherstellern ins Kraut. Zum einen geht es um den Nachfolger der erfolgreichen Premium-SUV VW Touareg und Porsche Cayenne (Arbeitsteilung erste Generation: weit gehend von Porsche entwickelt, weit gehend von VW produziert), der wohl gegen Ende des Jahrzehnts spruchreif wird.

Intensive Gespräche

Kennt man die üblichen Entwicklungszyklen, dann darf man davon ausgehen, dass zwischen Zuffenhausen und Wolfsburg längst intensive Gespräche über eine Fortführung der für beide Seiten sinnvollen, lukrativen Kooperation laufen.

Von den im abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/2005 (per 31. Juli) über 88.000 abgesetzten Porsches verbuchte der Cayenne nicht weniger als 41.884 Einheiten. Der sportliche Geländewagen ist mithin das derzeit wichtigste Modell des Herstellers. Und weil Spritsäufer nun auch in den USA ins Schussfeld kommen, hat Porsche auf der IAA in Frankfurt angekündigt, gemeinsam mit der VW-Nobeltochter Audi (dort für das neue Modell Q7) einen Hybridantrieb entwickeln zu wollen.

Hinzu kommt eine vierte, komplett neue Porsche-Baureihe, das viersitzige Coupé Panamera. Ein entsprechendes technisches Pendant von VW, das zwischen Phaeton und Passat angesiedelt werden sollte und über prestigeträchtigen Hinterradantrieb verfügen sollte, wurde von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard zwar erst kürzlich auf Eis gelegt.

Prall gefüllte Kriegskasse

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wiederum hatte stets betont, zwar auf der Suche nach einem geeigneten industriellen Partner zu sein. Angesichts der prall gefüllten Kriegskasse könne man das Modell aber auch locker in Alleinregie entwickeln und bauen (möglicherweise könnte der Wagen dann von Magna in Graz gebaut werden).

Nun wird Porsche um drei Mrd. Euro leichter sein, hat aber dafür eine viel gewichtigere Stimme in Wolfsburg: Gut möglich, dass der Panamera doch noch nach bewährtem Cayenne-Muster entsteht.

Detail am Rande: Es ist kein Geheimnis, dass Porsche am so genannten Doppelkupplungs-Getriebe von VW ("DSG"), laut Porsche-Fahrwerksspezialist Walter Röhrl bestes Großserien-Sportgetriebe der Welt, brennend interessiert ist. Auch da könnten sich neue Kanäle für Porsche auftun. Experten sehen den Einstieg bei VW demnach insgesamt ach als hervorragende Langfrist-Überlebensstrategie.

Troubles könnte es an einer Nebenfront geben: Die Börsenaufsicht will prüfen, ob im Zuge des Deals jemand Insidergeschäfte getätigt habe. Die Kurse der VW-Aktie sind zuletzt auffällig stark gestiegen. Der Porsche-Kurs fiel am Montag zunächst einmal kräftig. (Andreas Stockinger, Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.09.2005)