Friedrich Peter

Friedrich Peter war SS-Obersturmbannführer und später nach eigenen Worten ein "brauchbarer Demokrat". Er war der längstdienende Obmann der Freiheitlichen (1958 bis 1978) und später Parteidissident, der 1992 aus der FPÖ ausgetreten ist. Die schwarz-blaue Koalition bezeichnete er 2001 als "innenpolitische Sonnenfinsternis".

Friedrich Peter ist am Sonntag in Wien an den Folgen eines Nierenleidens verstorben, er wäre heuer 84 Jahre alt geworden.

Neben Bruno Kreisky gilt Peter als Architekt der rot-blauen Koalition Anfang der 80er Jahre, mit seiner damals kleinen FPÖ stützte er bereits 1970 die SPÖ-Minderheitsregierung.

1938 NSDAP-Mitglied geworden, diente Peter nach einer freiwilligen Meldung von 1941 bis 1945 in der 1. Infanteriebrigade der Waffen-SS. Im Zweiten Weltkrieg war er an der West-und Ostfront eingesetzt, zuletzt als Obersturmführer beim 10. Regiment der 1. SS-Infanteriebrigade, die zahlreiche Kriegsverbrechen beging. Als 1975 Simon Wiesenthal, der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums, diese Tatsache öffentlich machte, gab Peter folgende Stellungnahme ab: "Ich habe meine Militärdienstzeit in der 1. SS-Infanterie-Brigade und in der 2. SS-Panzerdivision Das Reich von 1941 bis 1945 abgeleistet. Dabei habe ich weder innerhalb noch außerhalb dieses Zeitraumes an Erschießungen noch sonstigen Repressalien teilgenommen. Meine militärische Tätigkeit beendete ich im Mai 1945 als Obersturmführer der Waffen-SS und Chef einer Panzerkompagnie. Als Kriegsauszeichnung wurde mir das EK 2 für die Teilnahme an der Winterschlacht 1941/42 verliehen. Alle von Dipl. Ing. Simon Wiesenthal gegen mich angedeuteten Unterstellungen und Verdächtigungen weise ich schärfstens zurück."

Anhaltung im Lager

Nach Kriegsende wurde Peter in dem von der amerikanischen Militärbehörde errichteten Lager Glasenbach zehn Monate lang festgehalten. Nach seiner Entlassung legte er die Lehrbefähigungsprüfung für Volks-, Haupt- und Sonderschulen ab und war anschließend Lehrer.

Seine politische Karriere begann 1955 als Abgeordneter – zunächst noch für den Verband der Unabhängigen (VdU) – im oberösterreichischen Landtag. 1958 wurde er als 37-Jähriger zum Bundesparteiobmann der FPÖ gewählt, an deren Gründung als Nachfolgepartei des VdU er 1956 führend beteiligt gewesen war. In den Nationalrat kam Peter 1966, nach nur drei Monaten wurde er FP-Klubobmann.

Nach parteiinternen Auseinandersetzungen vor allem um seine SS-Vergangenheit, aber auch um den Atomkurs – Peter war wie Kreisky ein Befürworter – kandidierte er 1978 nicht mehr als Parteiobmann. Zum Nachfolger wurde sein langjähriger Kritiker, der Grazer Bürgermeister Alexander Götz, gewählt, der das Amt ein Jahr später – auch wegen der anhaltenden Konflikte mit Peter – wieder abgab. An die Parteispitze wurde am 2. März 1980 Norbert Steger gewählt.

Peter blieb bis zu seinem Ausscheiden aus dem Nationalrat am 12. Mai 1986 Klubobmann.

Nach der Nationalratswahl 1983, bei der die SPÖ die absolute Mehrheit verlor, ging Peters Taktik einer Annäherung an die Sozialdemokraten auf: Mit Bruno Kreisky handelte der Langzeitobmann die Modalitäten einer Kleinen Koalition aus. An der Spitze dieser Regierung standen aber zwei andere Personen: Fred Sinowatz als Bundeskanzler und Steger als Vizekanzler. Peter sollte 1983 Dritter Nationalratspräsident werden, zog diese Kandidatur nach heftigen Attacken wegen seiner SS-Vergangenheit zurück.

Über Peters Rolle in der NS-Zeit hatte es schon in den siebziger Jahren erhebliche innenpolitische Auseinandersetzungen gegeben, bei denen Kreisky eindeutig auf der Seite Friedrich Peters und nicht auf jener des Anklägers Simon Wiesenthals stand.

Zu Jörg Haider hatte Peter bereits in den siebziger Jahren ein kritisches Verhältnis, das sich immer mehr zuspitzte. 1991 übte Peter heftige Kritik an dem Haider-Ausspruch über die "ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reich". Peter sprach von einer "beschämenden Entgleisung".

"Rock der Waffen-SS"

2000 meinte er: "Es gibt zwischen Jörg Haider und mir ein nie mehr zu lösendes Problem. Es gibt zwischen uns keine Glaubwürdigkeit." Als Haider seine Beschäftigungspolitik-Erklärung abgegeben hat, habe ich mir an den Kopf gegriffen", schilderte der Ex-Parteichef. Er selbst habe den "Rock der Waffen-SS" getragen, "aber die Konzentrationslager gab es auch". Für diese Dinge "hat Haider keine Sensibilität, und das trennt mich von ihm". Zu seiner eigenen Vergangenheit habe er stets gestanden, deren Hypothek und Folgen "trage ich bis an den Rand meines Grabes".

Das Delegiertentreffen von Knittelfeld, nannte Peter ein "freiheitliches Verbrechen". Bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte in der Fernsehsendung "Offen gesagt" im April dieses Jahres bezeichnete er die Spaltung der FPÖ als Abschluss einer Sache, die vor 20 Jahren begonnen habe. Chancen hätte die freiheitliche Sache nur, wenn sich Haider und FP-Chef Heinz-Christian Strache die Hände reichen würden, prophezeite er kurz danach.

Mit "Betroffenheit" kommentierte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache das Ableben von Peter, der sich große Verdienste um die FPÖ erworben habe. Leider sei es nicht mehr möglich gewesen, Frieden mit ihm zu schließen. Vizekanzler Hubert Gorbach würdigte seine "unverzichtbare Dienste für die Etablierung des dritten Lagers". (völ/DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2005)