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Wien – Kurt Grünewald schwante ja von dem Tag an, an dem ihm ein erstes Arbeitspapier aus dem Bildungsministerium für die neuen pädagogischen Hochschulen zugespielt wurde, schon nichts Gutes. Als der Wissenschaftssprecher der Grünen dann aber am Mittwoch den endgültigen Begutachtungsentwurf für die künftigen Ausbildungsstätten der Pflichtschullehrer in Händen hielt, sah er seine Befürchtungen bestätigt. Er erblickte "eine Mixtur aus Hochstapelei und politischer Arroganz", sagt er im Gespräch mit dem Standard .

Es waren in der Tat die pädagogischen Hochschulen, die am Tag "danach" – nach der Präsentation des "Schulpakets II" durch Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) – die heftigste Kritik auslösten.

Grünewald empört sich nicht nur über den mit "wissenschaftlichen Attributen geschmückten, bizarren Etikettenschwindel", den er hinter dem "Upgrading" (Gehrer) der Pädagogischen Akademien zu Hochschulen sieht – nämlich ohne wissenschaftliche Standards, die den Namen Hochschule rechtfertigen würden. Nachgerade erzürnt hat ihn das Organisationskonzept und die geplante Beschickung des "Unirates" für die Lehrerhochschulen. Ein Exempel für "politische Durchgriffsrechte", meint Grünewald. Von fünf Personen wird das Bildungsministerium drei entsenden, einen bestimmt die jeweilige Landesregierung und ein Mitglied ist der (politisch zugeordnete) Landesschulratspräsident. "Das zementiert politische Abhängigkeit und politischen Einfluss auf Forschung und Lehrer", so Grünewald. Der jetzige Entwurf für die pädagogischen Hochschulen bräuchte so viele Korrekturen, "dass es eigentlich nur eine komplette Rücknahme geben kann".

Auch SP-Bildungssprecher Erwin Niederwieser übte scharfe Kritik an der "rein politischen" Konstruktion. Die Qualität des Rektors sei ebenfalls nicht definiert: "Da könnten gleich die Beamten des Ministeriums die Hochschule leiten", sagte Niederwieser.

Hilfe von der Polizei Grünen-Bildungssprecher Dieter Brosz empfahl Ministerin Gehrer angesichts der "großen Umschilderungsaktion" von Akademien in Hochschulen, bei der Polizei Rat und Hilfe zu suchen. Wenn es gelinge, Polizei und Gendarmerie zusammenzuführen, sollte es doch möglich sein, auch die Ausbildung von Pflichtschullehrern und AHS-Lehrern, die in der Unterstufe nach dem selben Lehrplan unterrichten, zu vereinheitlichen.

Beide, SPÖ und Grüne, sehen die Hochschulen nur als Übergangskonstrukt auf dem Weg zu einer universitären Ausbildung für alle Pädagogen inklusive Kindergarten. Für das BZÖ machte sich Sportstaatssekretär Karl Schweitzer schon lange für eine gemeinsame pädagogische Uni-Ausbildung stark.

Die Lehrerausbildung auf zwei Schienen empfindet auch Pflichtschulelternvereinschef Kurt Nekula als "Wermutstropfen" im ansonsten von ihm gelobten Schulpaket II. ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon nannte es indes "zukunftsweisend".

Freudig reagierte der Direktor der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien. Manfred Teiner sieht durch die "Integration in die universitäre Ausbildung die Türen für eine maßgeschneiderte Aus- und Weiterbildung geöffnet".

(DER STANDARD-Printausgabe, 23.9.05)