Kann die Energie zwischen Beruf und Familie harmonischer verteilt werden?

Der Standard, Matthias Cremer
"Jedes Unternehmen sollte seine Mitarbeiter ganzheitlich sehen und jede Unterstützung zuteil werden lassen, damit diese frei, ohne Sorgen, für den Beruf arbeiten können", formuliert Beate Hartinger für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger die Motivation für das Gruppencoaching-Projekt "Betriebliche Elternarbeit - Generation E". "Unsere Mitarbeiter sind jetzt in der Lage, Beruf und Elternaufgaben besser zu vereinbaren", lobt Telekom-Personalchef Hans-Peter Oehl.

Kernthemen des Coachings, das ein EU-Projekt ist und dort eigentlich aus der Suchtprävention kommt, sind Selbstmanagement, Work-Life-Balance und Erziehungskompetenz. "Die Menschen sollen einen besseren Umgang mit den Fakten lernen", so Susanne Kloser, die mit Organisationsentwicklern und Arbeitspsychologen die Elternwerkstätten in den ersten vier heimischen Unternehmen gemacht hat. Ziel sei, "gesunde Alternativen" zum Zusammenbruch unter Mehrfachstress zu entwickeln. "Coping-Strategien", wie Kloser sagt. Für Hartinger vom Hauptverband gehört dies "auch zu unserer sozialen Verantwortung".

Die Themen in der Elternwerkstatt sind:

  • Sich der sozialen Netzwerke bewusster werden. Lernen, Hilfe anzunehmen und um Hilfe zu bitten. Dadurch eine Erlösung vom Druck, alles selber machen zu müssen, erreichen.
  • Sich seiner Ressourcen bewusst werden und einen möglichst positiven Umgang mit Stress, der täglichen Gratwanderung zwischen Familie und Beruf, finden. Erkennen des Stresstyps.
  • Entspannungsmethoden sowohl situativ als auch längerfristig wirkend erlernen.
  • Optimierung der Kommunikation in allen Lebensbereichen - sowohl mit den Kollegen als auch mit den Kindern, den Familienmitgliedern.


Kloser: "Es wird von den Eltern vor allem auch als positiv empfunden, sich untereinander auszutauschen und über Lösungsstrategien zu reden".

"Erhöhte Konzentrationsfähigkeit und vermehrte Produktivität während der Arbeitszeit" konstatiert Isabelle Weisswasser für Hewlett-Packard nach der Elternwerkstatt. Nun soll die "Generation E" aus den Fittichen der EU entlassen werden und sich selbstständig auf dem Markt bewähren. Die Werkstatt läuft nach Vorgesprächen mit vier Blöcken zu je vier Stunden und kostet zwischen 3600 und 4800 Euro. (kbau, Der Standard, Printausgabe 17./18.9.2005)