Wien - SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer sieht in einer möglich Wahl von Landesparteichef Franz Voves zum steirischen Landeshauptmann mit den Stimmen der KPÖ kein Problem. In der sogenannten "Eisenstädter Erklärung" aus dem Jahr 1969, in der jegliche Unterstützung und Empfehlung der SPÖ durch die Kommunisten abgelehnt wurde, sieht Gusenbauer offenbar auch keinen Hinderungsgrund. Auf die Frage, ob der SPÖ-Vorstand diese "Eisenstädter Erklärung" außer Kraft setzen werde, sagte Gusenbauer am Mittwoch in einer Pressekonferenz, es gebe keine Diskussion dazu.

Sollte Voves aber auch mit den Stimmen der KPÖ zum Landeshauptmann gewählt werden, hätte die SPÖ "kein Problem" damit, sagte Gusenbauer. Er halte nichts davon, den KPÖ-Spitzenkandidaten Ernest Kaltenegger von der Lösung der Landeshauptmann-Frage auszunehmen. Im Übrigen habe auch Siegfried Nagl (V) keine Problem gehabt, sich mit den Stimmen der KPÖ zum Grazer Bürgermeister wählen zu lassen und auch ÖVP-Landesrat Hermann Schützenhöfer habe erklärt, er hätte kein Problem sich mit den Stimmen der KPÖ zum Landeshauptmann wählen zu lassen.

ÖVP: Keine KPÖ-Stimmen für Nagl und Schützenhöfer

Die steirische VP forderte am Mittwochnachmittag von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer eine "Entschuldigung für die Lüge". "Gusenbauer unterstellt Landesrat Hermann Schützenhöfer Aussagen, die dieser nie getätigt hat. Selbst wenn Gusenbauer nur eine Erfindung der Cap-Voves-Giftküche aufgesessen ist, dann muss er sich trotzdem umgehend entschuldigen", forderte Klubchef Christopher Drexler. Gusenbauer hatte am Vormittag gemeint, Schützenhöfer habe "kein Problem damit, sich von der KPÖ zum LH wählen zu lassen".

ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka wies die Darstellung Gusenbauers zurück, wonach sich Siegfried Nagl mit den Stimmen der KPÖ zum Grazer Bürgermeister habe wählen lassen. "Keine Ahnung, woher Gusenbauer seine Informationen bezieht, die Quelle sollte jedenfalls schleunigst ausgewechselt werden", sagte Lopatka in einer Aussendung.

Zur Ansage Gusenbauers, kein Problem mit der Unterstützung der KPÖ bei der Landeshauptmannwahl zu haben, meinte Lopatka, dass eine sozialistisch-kommunistische Landesregierung "Gift für die steirische Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik" wäre.

Drexler sah in den Aussagen von Gusenbauer "ein Indiz dafür, dass der SPÖ-KPÖ-Pakt in der Steiermark ausverhandelt ist", wenn der SPÖ-Chef "in seinen Ablenkungsmanövern von dem rot-roten Pakt nicht einmal vor einer glatten Lüge zurückschreckt". Nur mit der steirischen VP lasse sich ein "linkslinkes Experiment, das dem Land erheblichen Schaden zufügen würde", verhindern.

Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch meinte, die Steiermark sei zu schade für Experimente mit einem gescheitertem System: "Der rote Obergenosse und Sowjet-Boden-Küsser Alfred Gusenbauer und sein Adjutant Franz Voves haben heute einmal mehr ihr wahres Gesicht gezeigt". (APA)