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Nicht nur, dass der ORF selbst kaum Kultur produziert, jetzt verzichtet er schon bald darauf, auf existierende hinzuweisen: Ende des Jahres soll aus Spargründen die Sendung "Tipp - die Kulturwoche" eingestellt werden.

Das bedeutet das Aus für eine Anstiftung zu Buch, Film, Ausstellung und Konzert mit daraus resultierendem, sanft serviertem Wissen und ist gleichzeitig das Ende der idealen televisionären Begleitung verträumter Sonntagvormittage, die einem eine Ahnung von dem kunstinteressierten Leben gibt, das zu führen man selbst keine Zeit oder Muße hat.

Vielleicht war die Nacht davor verschwendet. Aber wenn nach Nüchternheit und Sachlichkeit klingende Kommentatoren die hinter dem Kaffeehäferl auftauchende Perspektive von Kunst und Gelehrsamkeit begleiten, wird die Welt wieder zum stimmigen Konstrukt, in der man selbst auf vielfältige Weise Anteil nehmen könnte.

Wer die Sendung sonntags gesehen hat, weiß, wo es erotische Zeichnungen Fellinis zu sehen gibt, könnte nach Krieglach fahren, um Alte Musik zu hören oder an Grätzl-Wiederbelebungsversuchen in Wien-Neubau teilnehmen. Wunderbare Möglichkeiten.

Dann ist es elf, die "Pressestunde" steht bevor, Verträumtes wird rasch von unsäglichen Realitäten des politischen Alltags eingeholt, jetzt nicht abzuschalten würde alles zerstören. Nein, um elf ist der Sonntagmorgen beendet, das Mittagessen kann kommen. Nächstes Jahr wird es nicht mehr dasselbe sein. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 5.9.2005)