Herbert Schweiger

Foto: Microsoft
Es sind immer noch die besten aller Zeiten für Microsoft . Erst vor Kurzem hat der Konzern mit seinen Halbjah resergebnissen wie berichtet neue Rekorde erzielt, und in Österreich – Marktbeobachter schätzen den nicht veröffentlichten Landesumsatz auf 180 bis 190 Mio. Euro – ist das Softwareunternehmen mit einem Umsatzplus von zwölf Prozent über dem Konzern schnitt gewachsen, sagt Herbert Schweiger, Geschäftsführer von Microsoft Österreich, im Gespräch mit dem STANDARD.

Unix verliert

Vor allem in den relativ jun gen Geschäftsfeldern mit Unternehmenssoftware, die durch den Zukauf von Navision, Great Plains und anderer Firmen angekurbelt wurden, sei das Wachstum mit 40 Prozent besonders stark, und auch bei Servern gewinne man trotz starker Linux-Konkurrenz Marktanteile. Der Verlierer bei Server-Computern – Rechner, die zentrale Aufgaben in Unternehmens netzen wahrnehmen – sei "klassisches Unix und noch immer Novell"; am meisten von diesem Kuchen holt sich zwar Linux, aber für Microsoft bleibt da viel über – in Österreich ein Wachstum von 16 Prozent, "dabei hat es uns in diesem Bereich bis vor zwölf Jahren gar nicht gegeben".

Bauchladen

Aber während Windows, die Office-Sparte, Server und Unternehmenssoftware gute Umsätze und Gewinne abwerfen, wirkt Microsoft manchmal mit seinem "Bauchladen" an weiteren Geschäftsbereichen – von Software für Handys über das weiterhin defizitäre Geschäft mit Spielkonsolern bis zu MSN, Search und Musik – bereits überdehnt.

Verzettelt sich Microsoft? Schweiger räumt ein, dass Microsoft wesentlich mehr Geschäftsbereiche als etwa vor fünf Jahren hat, "aber das ist alles sehr klar strukturiert", in sieben Bereiche, die stark ineinander verzahnt sind – "unser Geschäft mit mobilen Devices ist zum Beispiel sehr wichtig für die Server-Ent wicklung".

Alles verknüpfen

Letztlich sei es ein Ausdruck dessen, was sich im Markt abspielt: "Digitale Konvergenz ist erst in den letzten Jahren erlebbar geworden." Am Ende diene das alles der vor einigen Jahren propagierten Microsoft-Vision mit IT "Menschen überall und zu je der Zeit zu befähigen". Schweiger: "Solange wir diese Vision haben, das alles in einer Technologie zu verknüpfen, sind wir das einzige Unternehmen, dass das welt weit macht." "Interoperabilität ist heute neben unserer Sicherheitsinitiative unser wichtigstes Thema."

Wäre dem Konsumenten nicht mehr gedient, wenn Microsoft beispielsweise bei Handys daran arbeiten würde, dass seine Systeme mit dem Marktführer Symbian gut zu sammenpassen, statt sein eigenes Windows Mobile trotz sehr kleiner Marktanteile zu pushen? "Interoperabilität ist heute neben unserer Sicherheitsinitiative unser wichtigstes Thema. Darum haben wir Abkommen unter anderem mit Nokia und RIM (Blackberry, Anm.) geschlossen, damit Anwender gut abgestimmte Technologien haben können.

Das war auch Teil unseres Settlements mit (Server-Hersteller) Sun. Aber natürlich werden wir parallel dazu sagen: Windows Mobile ist besser – am Ende entscheidet der Markt darüber."

Zeit für Komplexität

Ist die Verspätung der nächsten Windows-Version Vista, die erst Ende 2006 herauskommen wird, Ausdruck für fehlenden Fokus? Schweiger widerspricht: "Komplexität braucht längere Intervalle", begründet er den – mehrmals verschobenen – Erscheinungstermin. Der Markt würde bei so grundlegenden Produkten wie dem Betriebssystem mit raschen Upgradesn nicht mitziehen. Und Vista würde nicht nur den "PC am Leben halten, sondern ist im mer mehr eine Entwicklerumgebung" – Basis für nachfolgende Anbieter, die damit rasch neue Lösungen umsetzen können sollen. "Da steckt viel Arbeit unter der Haube, das braucht seine Zeit." (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 1. September 2005)