BA-CA-Vorstandschef Hampel Erich Hampel, Bürgermeister Michael Häupl und ÖBB-Chef Martin Huber präsentieren das Projekt Bahnhof Wien-Mitte

Foto: Christian Fischer
Wien - Das jahrelange Ringen um den Bahnhof Wien-Mitte scheint ein Ende genommen zu haben: Der Kaufvertrag sei schon paraphiert, die Unterzeichnung werde "in den nächsten Tagen" über die Bühne gehen, sagte am Montag BA-CA-Vorsitzender Erich Hampel. Der Preis für das ÖBB-Grundstück, der in der Vergangenheit immer wieder für Differenzen gesorgt hatte, wird jedoch nach wie vor nicht genannt. "Der Kaufpreis ist für beide Seiten angemessen, alle können dazu stehen", lässt ÖBB-Vorstandssprecher Martin Huber verlauten.

Fest steht damit, dass der heruntergekommene Bahnhof in Innenstadtnähe nun endgültig umgebaut werden kann. Rund 300 Millionen Euro werden von der eigens gegründeten Projektentwicklungs-
gesellschaft Salima Wien-Mitte investiert, an der je zur Hälfte die B.A.I. (Bauträger Austria Immobilien) und die BA-CA als Investor beteiligt sind. Wenn die erforderlichen Genehmigungen rasch erteilt werden, können zum Jahreswechsel 2006/2007 die Bagger auffahren, mit einer Fertigstellung des Gebäudekomplexes ist Ende 2009, Anfang 2010 zu rechnen.

"Gut Ding braucht Weile

"Gut Ding braucht Weile", erklärte Bürgermeister Michael Häupl den lang erwarteten Vertragsabschluss. Seit Monaten wurde ein Durchbruch der intensiven Verhandlungen über die Bahnhofsüberbauung in Aussicht gestellt, Mitte Juli wurde dann eine Einigung zwischen den ÖBB und der B.A.I. bekannt.

Das städtebauliche Konzept von Dieter Henke und Marta Schreieck sieht ein 70-Meter-Hochhaus vor, das von einer 35 Meter hohen, hufeisenförmigen Bebauung flankiert wird. Auf einer Nutzfläche von 80.000 Quadratmeter sollen Geschäfte, Büros und möglicherweise ein Hotel entstehen. Ein 20.000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum im Erdgeschoß ist als Impuls zur weiteren Belebung der Innenstadt geplant. Die Parkplatzfrage soll mit einem Parkdeck, ausgehend von der bestehenden Hochgarage über dem Markt, gelöst werden.

Ausmietungen ungelöst
Die Probleme bei der Ausmietung von bestehenden Geschäften, die die Verhandlungen in der Vergangenheit schon mehrfach zum Scheitern gebracht hätten, sind aber immer noch nicht vollständig aus dem Weg geräumt. Klaus Vatter, Leiter der Abteilung für Stadtplanung, zeigt sich aber zuversichtlich, dass diese Hürde rasch überwunden wird, "sei es mit Geld oder mit Ersatzangeboten". Das Bauprojekt selbst muss freilich noch präzisiert werden, noch ist nicht geklärt, ob für den Turm ein Hotelbetreiber gefunden werden kann oder Büroflächen entstehen sollen. Von der Nutzung hängt auch die Anzahl der Geschoße ab.

Erst nach Vertragsabschluss kann die B.A.I. nun die Architekten mit der Detailplanung beauftragen, wobei neben den Architekten Neumann-Steiner und Partner, Ortner und Ortner sowie Lintl auch die Masterplaner Henke und Schreieck beteiligt werden sollen. Diese haben den 2003 ausgeschriebenen städtebaulichen Wettbewerb gewonnen, nachdem das Vorgängerprojekt, das bis zu 97 Meter hohe Türme vorsah, an den Richtlinien des Unesco-Weltkulturerbes scheiterte, mit dem die Wiener Innenstadt 2001 ausgezeichnet wurde.

Abriss des "Blauen Hauses"

Eine der ersten Herausforderungen ist der Abriss des "Blauen Hauses", des Frontgebäudes zur Landstraßer Hauptstraße, das sich direkt über dem Bahnhof Wien-Mitte befindet, dessen Betrieb nicht gestört werden soll. Die ÖBB werden außerdem in eine Bahnsteigverlängerung und barrierefreie Zugänge investieren.

Die neue Bebauung des Nahverkehrsknotens in Wien-Landstraße stehe sowohl im Einklang mit den ökonomischen Interessen der Investoren als auch den Richtlinien des Unesco-Weltkulturerbes, wie Bürgermeister Häupl betonte. Damit dürfte ein über 15 Jahre andauernder Konflikt gelöst sein: Bereits 1990 gab es Pläne, die nicht weniger als zwölf Türme vorsahen. (kri, DER STANDARD-Printausgabe, 30.08.2005)