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Nach Ansicht des österreichischen Hochschul­forschers David Campbell füllen Rankings ein Informationsvakuum.

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"Cambridge nur noch von Harvard übertrumpft", jubelte der "Guardian", als die diesjährigen Ergebnisse des Rankings der Shanghaier "Jiao Tong University" veröffentlicht wurden. Die erfreuliche Nachricht für die Briten: Cambridge hat die amerikanische Eliteuni Stanford von Platz Zwei verdrängt. Weniger rosig ist die Lage für die österreichischen Unis: Die Uni Wien ist die einzige heimische Hochschule, die es unter die Top 100 geschafft hat, wo sie auf Platz 85 rangiert (2003 lag sie auf Platz 84 und fiel im Jahr 2004 auf Platz 86 zurück). Unter den europäischen Unis errang sie immerhin Platz 27 (2004: 29).

Doch was messen Rankings eigentlich und sind sie tatsächlich adäquate Mittel, um Unis zu beurteilen und ihre Schwächen und Stärken aufzuzeigen? "Rankings haben natürlich eine breite Qualitätspalette: Es gibt seriösere Rankings und so genannte 'Quick and Dirty Rankings'", bestätigt David Campbell vom Institut für Hochschulforschung der Uni Klagenfurt im Gespräch mit derStandard.at/ Uni.

Forschungsranking

Unterschiede gibt es nicht nur in der Qualität der Ranglisten, sie "ranken" auch unterschiedliche Bereiche. "Das Shanghaier Ranking basiert faktisch nur auf Forschung. Bewertet werden wissenschaftlichen Pulikationen und Preise wie Nobelpreise oder andere standardisierte Auszeichnungen der verschiedenen Disziplinen", erklärt Campbell. Auch die Größe der Institution werde bewertet, wobei größere Institutionen in der Shanghaier Rangliste bevorzugt werden, meint der Hochschulforscher. Schließlich aber sei es vor allem auf den naturwissenschaftlichen Bereich ausgerichtet.

Dass ausgerechnet eine Universität im fernen China Universitäten weltweit "rankt", könne man aus Campbells Sicht als forschungspolitische Strategie eines "Schwellenlandes bzw. eines Newly Industrialized Country" sehen: "China als Akteur scannt die Welt und sieht, mit welchen Universitäten Kooperationen möglich sind." Man könne es aber auch so erklären, dass die Uni Shanghai, die in ihrer eigenen Rangliste weit abgeschlagen auf Platz 341 liegt, das Ranking als Möglichkeit nutze, um international Reputation zu gewinnen.

"Innovativ"

Campbell hat aber auch noch eine völlig andere "Erklärung" parat: "Man kann auch die provokante Frage stellen, ob es da quasi ein unausgesprochenes Interessenkartell amerikanischer und europäischer Unis gibt, gewisse Informationen nicht in ein hartes Ranking hinein zu stellen." Dass die Uni Shanghai dies gemacht hat, stößt bei Campbell auf Anerkennung: "Im Wesentlichen bezieht sich die Shanghaier Universität ja auf Daten, die es sowieso gibt und die grundsätzlich allen bekannt sind. Das Innovative ist, dass sich eine Universität traut, so etwas einmal zu veröffentlichen."

Wie man an den Debatten über das Ranking sehen könne, stoßen diese Informationen auch auf breite Resonanz in der bildungspolitischen Öffentlichkeit. "Ich denke mir, dass Rankings in ein Informationsvakuum vorstoßen und eine öffentliche Diskussion anheizen." Dieses Vakuum bestehe darin, "dass das Unisystem nicht genügend Daten über seine eigene Performanz an die Öffentlichkeit kommuniziert." Dass dieses Vakuum nun gefüllt wird, hält Campbell für duruchaus positiv: "Das bringt Bewegung in die gesamte Szene."