Die Witterung dieses Sommers lockt viele Urlauber statt ins Schwimmbad in Shoppingmalls. Deren Betreiber hoffen mit Renovierungen, Erweiterungen und Neuplanungen wie dem City-Center-Stadion in Wien auf neue Kundschaft und reagieren auf die zunehmende Konkurrenz aus dem benachbarten Ausland. Zu Recht, wie Jürgen Eichers Vergleich der Konsumtempel zeigt. Dass Einkaufen schon lange nicht mehr reine Befriedigung existenzieller Bedürfnisse ist, kann als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Dass Einkaufen aber auch ein Erlebnis sein kann, ein sinnliches, optisches, akustisches, ganzheitliches, das scheint sich in Österreich noch nicht bei allen Verantwortlichen herumgesprochen zu haben. Wenn man sich nämlich ein bisschen umschaut in der schönen, bunten Shoppingwelt, dann kommt man ganz schnell drauf, was es alles gibt. Vor allem in den USA, wo auch die Geburtsstätte der Konsumtempel liegt. Hier wurde 1954 in Detroit ein vom "Erfinder der Shopping-Towns" Victor Gruen geplantes überdachtes Einkaufszentrum eröffnet. Und dieses setzte mit mehr als 100 Geschäften nicht nur neue Maßstäbe, sondern revolutionierte weltweit das Konsumverhalten nachhaltig. Heute gibt es Einkaufszentren, die nicht nur einfach unter einem Motto stehen, sondern für die ganze künstliche Welten geschaffen wurden. Seien es Landschaften mit unterschiedlichen Klimaeffekten auf Knopfdruck, Mixturen aus europäischen Großstädten in Miniaturformat oder Modewelten mit stündlichen Modeschauen nach Pariser Vorbild: Hauptsache Entertainment, Shopping als Erlebnis.

Dabei, so sagen die Experten, ist der Trend der Reizüberflutung auch schon wieder im Abklingen. Was jetzt kommt, sind die Design-Malls, gestaltet von so genannten Stararchitekten. In Birmingham haben Benoy-architects zugeschlagen, in Basel baut Daniel Libeskind sein erstes Einkaufszentrum, einen Palast aus Stahl und Glas ohne rechte Winkel. Dramatische Raumerlebnisse mit Shopping, Wellness und Fitness als Nebenbeschäftigung.

Die Kriterien

Verglichen wurden drei Einkaufszentren in Wien und zwei jenseits der Grenze. Denn wo heute noch Einkaufstouristen aus dem benachbarten Ausland nach Wien kommen, könnten schon bald Busse mit Wienern Richtung Osten unterwegs sein.

Bewertet wurde das allgemeine Shopangebot besonders im Hinblick auf Branchenmix, Vielfältigkeit und Aktualität der Marken. Weiters das gesamte Erscheinungsbild (Außenwirkung, Architektur im weitesten Sinne, Innenraumgestaltung, Sauberkeit, baulicher Zustand), die Kundenfreundlichkeit (Orientierungssysteme, Informationsstände, Sanitäreinrichtungen, Ruhezonen) und alle ergänzenden Service- und Dienstleistungsbetriebe sowie das Gastronomieangebot. Schließlich noch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die Erreichbarkeit mit Pkw und das Parkplatzangebot.
Die Ergebnisse

Donauzentrum, Wien 22
Das an der U1 gelegene eigentliche Zentrum vom Kagran wurde in den letzten Jahren mehrmals erweitert und steht auch jetzt wieder vor einem Zubau. Mit einem ausgewogenen Branchenmix und ausreichenden Gastronomiebetrieben kann sich das mit ca. 180 Betrieben und knapp 57.000 m² Verkaufsfläche größte Einkaufszentrum Wiens durchaus sehen lassen. Lichtdurchflutete Malls, unaufdringliche, ambitionierte Architektur und gepflegtes Gesamterscheinungsbild fallen positiv auf. Bei den internationalen Marken fehlen die derzeit wirklich Großen. Die Orientierung fällt relativ leicht, die Toiletten sind versteckt, ihre Benutzung ist zu bezahlen. Ruhezonen könnte es mehr und bessere geben. 7 Punkte Mammut, Budapest
Ein Gigant, wie der Name schon sagt: ca. 320 Betriebe auf rund 53.000 m² Fläche, zusätzlich Kinocenter, Gesundheits- und Fitnessbereiche. Architektonisch überladen, neu, aber nicht gerade geschmackvoll. Ungewöhnlich die fünf Verkaufsebenen - normalerweise sagt man, es sei schon ab drei Ebenen schwierig. Belichtet werden die Ebenen durch eine riesige glasgedeckte Mall, Rolltreppen verbinden die Etagen. Internationales Markensortiment mischt sich mit ungarischen Produkten; die Preise liegen noch etwas unter den österreichischen. Budapest ist zwar nicht gerade ums Eck, aber man kann sich schon organisierte Einkaufsfahrten per Bus vorstellen. Nachteilig wirkt die geringe Anzahl der Pkw-Stellplätze, denn öffentlich ist dieses Center für Österreicher nur äußerst mühsam erreichbar. 7 Punkte Aupark, Bratislava
Verkehrstechnisch optimal gelegen an der neuen Autobahn Richtung Wien, Parkplätze sind (noch) genug vorhanden. Noch, weil einiges im Entstehen ist und die Kundschaft aus Österreich erst zögerlich kommt. Das könnte sich ändern: Niedrige Preise, 230 Geschäfte auf 42.500 m², auch sonn- und feiertags geöffnet, sowie ein großzügiger Wellness-Beauty-Bereich könnten Anlass für Besuche sein. Der Branchenmix ist etwas östlich geprägt und damit für Österreicher vielleicht gewöhnungsbedürftig, es gibt aber auch internationale Marken. Vom Erscheinungsbild sehr freundlich, hell, sauber, übersichtlich. Zudem gibt es eine praktische Kinderzone. Die Gastronomie ist verbesserungsbedürftig. 6,5 Punkte Lugner City, Wien 15
Die Lugner City - derzeit mit Erweiterung, Kinocenter und Gürtelbrücke hinter einer Großbaustelle versteckt - hat ein ganz eigenes Flair, das vor allem von der Bevölkerung der umliegenden Bezirke geprägt ist. In 73 Betrieben (28 in Erweiterung) findet sich ein nicht ganz ausgewogenes Sortiment, keine großen Marken, dafür Großmärkte als Magneten. Das alles auf 25.400 m², verpackt in 80er-Jahre-Architektur, etwas schmuddelig und heruntergekommen, aber nicht ohne skurrilen Charme. Relativ wenig Parkplätze, dafür U6-Anbindung; schlechte Infostände, dafür die große Wahrscheinlichkeit, dass der Chef persönlich anwesend ist. Insgesamt ergibt sich ein stimmiges Bild: Man bekommt das, was man erwartet, wenn man an Lugner denkt. Daran wird auch die Erweiterung hoffentlich nichts ändern. 6 Punkte Shopping City Süd, Vösendorf
Mit rund 124.000 m² Verkaufsfläche (inkl. Multiplex) ist die SCS nicht nur "Marktführer" in Österreich, sondern eines der größten Center in Europa. Alle Branchen und Marken sind vertreten, auch wenn sich bei 330 Betrieben so manches wiederholt. Zudem fehlen ein paar Flagshipstores modernerer Marken. Das Gesamterscheinungsbild ist blamabel: keine Spur von Architektur, Gestaltungskonzepten, einheitlichem Design. Reizüberflutung durch unzählige Schilder, sämtliche Oberflächen schmutzig oder beschädigt. Minimale Erholungsflächen, geringe Gangbreiten und das Fehlen von Tageslicht machen das Shoppen nicht gerade zum Genuss. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr könnte verbessert werden, einen Parkplatz findet man leichter als anschließend sein Auto. Orientierungssysteme sucht man vergeblich. Dringender Handlungsbedarf. 5 Punkte