Gegenprogramm
Darüber lachte zwar ganz Deutschland, doch einigen Leuten im Rheinland verging der Spaß. „Das war der Zeitpunkt, an dem uns klar wurde, man muss etwas gegen diese jubelnde Berichterstattung tun müssen. Man muss ja auch bedenken, dass in Deutschland mehr Menschen ohne Konfession leben als Katholiken“, sagt Michael Schmidt- Salomon von der Giordano- Bruno-Stiftung. Unter dem Motto „Heidenspaß statt Höllenqual“ taten sich einige Künstler und Privatleute zusammen und arbeiteten fortan an einem Gegenprogramm für den Papst-Besuch.
Scheiterhaufen
Zum Auftakt des Weltjugendtages schickten sie gleich einmal einen Karnevalswagen durch die Kölner Innenstadt. Gestaltet hat ihn der anerkannte Künstler Jacques Tilly, der schon im vorigen Karneval mit einer provokanten Plastik die Menschen erfreute oder schockierte: Die Figur des gestrengen Kölner Kardinals Joachim Meisner zündet einen Scheiterhaufen an, auf dem eine schwangere Frau festgebunden ist. Darunter steht: „Ich habe gesündigt.“
Asyl für alle, die sich verfolgt fühlen
Tillys neuestes Werk hat es auch in sich: Der Papst wird als zahnloser und schrumpeliger Saurier in violett dargestellt, der sich kaum noch dahinschleppen kann. Ihm jedoch folgen vertrauensselig eine Menge von Schafen. Während des Besuches Seiner Heiligkeit zeigen die Heiden voller Spaß auch kirchenkritische Filme, organisieren Diskussionsrunden und Kabarett- Auftritte. All jenen soll Asyl gewährt werden, „die sich von dieser staatlich geförderten Frömmelei verfolgt fühlen“.
Der Institution Kirche wirft die Gruppe vor, sich weit von ihren Glaubensinhalten entfernt zu haben und rechtsgerichtete Regime unterstützt zu haben. Die Organisatoren sind auch überzeugt davon, dass sie mit ihren Gegenveranstaltungen viele junge Christen ansprechen können, da nicht alle die große Papst-Show einfach so mitmachen wollen.