Die Arbeiterkammer (AK) und der ÖGB fordern von Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein mehr Aktionen für Jugendliche ohne Lehrstellen. Über 19.000 Jugendliche hätten derzeit keine Lehrstelle im Betrieb, so viele wie noch nie, kritisiert AK-Präsident Herbert Tumpel am Donnerstag in einer Aussendung. Der leitende Sekretär des ÖGB, Richard Leutner, fordert einen Ausbildungsfonds der Wirtschaft für Lehrlinge. Der freiheitliche Arbeitnehmersprecher Abgeordneter Maximilian Walch sieht besonders die Wirtschaft gefordert.

Zahl der Lehrstellen Suchenden gestiegen

Laut Arbeiterkammer ist die Zahl der Jugendlichen ohne Lehrstelle im Betrieb von Ende Juli 2004 bis Ende Juli 2005 um 12,3 Prozent auf 19.066 gestiegen. Demgegenüber biete die Wirtschaft österreichweit nur 2.623 offene Lehrstellen an. Von den 19.066 Lehrstellensuchenden bräuchten 10.698 sofort eine Lehrstelle, 3.900 seien in kurzfristigen Arbeitsmarktservice-Kursen, 4.468 in 10-monatigen Auffangnetz-Lehrgängen mit der Auflage, rasch eine Lehrstelle im Betrieb zu finden. Die Gesamtzahl der Lehrstellen Suchenden ohne Lehrstelle im Betrieb sei damit von 16.981 Ende Juli 2004 um 2.085 oder 12,3 Prozent gestiegen.

Auffangnetz für Jugendliche

Der AK-Präsident verlangt von der Bundesregierung Vorsorge für 10.000 Plätze im Auffangnetz zur Jugendausbildung. 4.000 Auffangnetz-Plätze sollten in überbetrieblichen Lehrwerkstätten eingerichtet werden. Absolut notwendig sei gleichzeitig ein Lastenausgleich zwischen nicht ausbildenden und ausbildenden Betrieben. Aus den Mitteln des Lastenausgleichs sollen Betriebe unterstützt werden, die für die gesamte Wirtschaft ausbilden.

Ausbildungsfonds

Der Leitende Sekretär im ÖGB, Richard Leutner, fordert einen Ausbildungsfonds. Die öffentliche Hand solle endlich wieder ihre Verantwortung gegenüber der Jugend wahrnehmen und Lehrlinge ausbilden, denn in den vergangenen Jahren seien im öffentlichen Bereich massiv Lehrstellen abgebaut worden. Tatsache sei, so Leutner, dass sich immer mehr Unternehmen aus ihrer Verantwortung stehlen, Lehrlinge auszubilden. Bartenstein müsste für eine effiziente Lösung gar nicht in die Ferne schweifen, verweist Leutner auf Vorarlberg und den dortigen Ausbildungsfonds. Dadurch würden auch Firmen zur Finanzierung der Lehrlingsausbildung beitragen, die selbst nicht ausbilden und sich aus ihrer Verantwortung stehlen.

"Verantwortung der Betriebe"

Der freiheitliche Arbeitnehmersprecher Maximilian Walch sieht die Wirtschaft gefordert. Die Unternehmen sollen nicht nur die Förderungen der Bundesregierung zur Standortsicherung in Anspruch nehmen, sondern nach Möglichkeit auch mehr Lehrstellen anbieten und Arbeitnehmer einstellen, so Walch. "Es liegt nämlich durchaus auch in der Verantwortung der Betriebe, der Jugend eine Chance zu geben", so der freiheitliche Arbeitnehmersprecher.

1.000 bis 3.000 zusätzliche Lehrstellen

Die Wirtschaftskammer hat das heute, Donnerstag, von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und dem Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung, Egon Blum, präsentierte Projekt 06 zur Jugend- und Lehrlingsbeschäftigung ausdrücklich begrüßt. "Mit dieser Aktion, bei der zusätzliche Lehrplätze vom AMS mit fixen Sätzen gefördert werden, können rund 1.000 bis 3.000 zusätzliche Lehrplätze geschaffen und damit vielen Jugendlichen wichtige Berufs- und Ausbildungsplätze angeboten werden. Dass die Förderrichtlinie nun bereits mit 1. September statt 1. November in Kraft tritt, verleiht diesem Jugendbeschäftigungsprojekt einen noch größeren Impuls mit rascherer Wirkungskraft", erklärte Reinhold Mitterlehner, stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, der sich für die Vorverlegung eingesetzt hatte. So könne auch dem weiteren Anwachsen der Zahl der erforderlichen Plätze in den Ausbildungslehrgängen nach dem Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG) Einhalt geboten werden. (APA)