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Wien/Tokio - Döbling und Setagaya sind Partner, ganz offiziell durch einen Vertrag besiegelt, und zwar seit gut dreizehn Jahren. Was sie teilen, ist nicht nur das Interesse an einer offiziellen Städtepartnerschaft, sondern auch die Zahl 19. Döbling ist Wiens 19. Bezirk, Setagaya ist das Pendant in Tokio. Beide Hauptstädte sind in 23 Bezirke unterteilt.

Heuriger und Glühwein

Noriyuki Kumamoto, das Setagayer Bezirksoberhaupt, will den kleinen Kulturaustausch zwischen den Bezirken so belassen. "Bisher war es so, dass der Dialog zwischen den Ländern auf der Diplomatie beruhte, aber das hat sich geändert. Heute sind es die Bürger und Gemeinden, die den Austausch betreiben." Kumamoto ist vor allem eines in Erinnerung geblieben nach seinem letzten Österreich-Besuch im Herbst 2004: der Wiener Heurige und der Glühwein.

Sehr zufrieden mit seinem Freundschaftspartner ist auch der Döblinger Bezirksvorsteher Adolf Tiller (ÖVP). "Gigantisches haben wir davon", ist er sich sicher. Und verweist auf den japanischen Garten, den Setagaya-Park, Hohe Warte Nummer acht. Die gesamte Einrichtung (rund 363.370 Euro teuer), also das Teehaus und die Pagode, hätten die Japaner dem Bezirk geschenkt. Döbling und Setagaya haben einander sogar noch Schwesternflüsse gewidmet: Donau und Tama.

Zufallsbekanntschaften

In ganz Österreich pflegen Gemeinden mit Kommunen in anderen Ländern Freundschaften. Bad Gastein, Lilienfeld, Eisenstadt oder Kitzbühel fühlen sich etwa Gemeinden in Japan verbunden. Die Kontakte beruhen meist auf persönlichen Präferenzen oder auf politischen Zufallsbekanntschaften. Auch die Wiener Bezirke Hietzing, Floridsdorf und Donaustadt haben japanische Städtepartner. Als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung gibt es in Floridsdorf eine Tokiostraße.

Abgesehen von derlei Gesten funktioniert der kleine Kulturaustausch aber auch auf praktischer Ebene. Yoshie Hisasue, im Bezirksamt von Setagaya für internationale Beziehungen zuständig: "Seit 1992 reisen jedes Jahr 16 Schüler aus den städtischen Schulen im Bezirk nach Österreich." Mitfahren dürfen die 16 Besten eines Aufsatzwettbewerbs. Dass die japanischen Kinder nicht Deutsch können und die österreichischen nicht Japanisch, störe nicht, meint Hisasue - und das scheint angesichts der gemeinsamen Aktivitäten wie Singen, Basteln oder Turnen auch plausibel.

Da eine japanische Schulbehördenkommission den Kulturaustausch mit Österreich als "förderungswürdig im pädagogischen Sinne" erachtet, trägt diese die Kosten für die Reise. Und natürlich funktioniert der Schüleraustausch auch umgekehrt: Seit Samstag sind sechs Schüler und Schülerinnen aus Donaustadt in der Partnergemeinde Arakawa - zehn Tage lang. (Andrea Waldbrunner, DER STANDARD Printausgabe, 16.08.2005)